Die Rezeption der Darstellung wahrer Verbrechen in den Medien begeistert ein Millionen-Publikum. Das sogenannte True-Crime-Genre verarbeitet wahre Kriminalgeschichten, deren Protagonist:innen durch ihr Handeln moralische Wertvorstellungen verletzen. Die vorliegende Arbeit geht davon aus, dass die Rezeption moralischer Verletzungen zu epistemischen Emotionen (konkret: Überraschung, Neugier und Verwirrung) führt, welche aus einem Zustand kognitiver Inkongruenz resultieren. Weiter wird untersucht, welchen Einfluss eine Auflösung der kognitiven Inkongruenz durch Hintergrundinformationen im Narrativ auf die Erinnerungsleistung sowie das Unterhaltungserleben in Form von Enjoyment und Appreciation hat.
In zwei präregistrierten Experimentalstudien (Studie 1, N = 141; Studie 2, N = 404) lasen die Teilnehmer:innen verschiedene True-Crime-Narrative, um zunächst den Zusammenhang von moralischen Verletzungen und epistemischen Emotionen zu überprüfen (Studie 1) sowie daran anknüpfend die Auswirkungen einer (ausbleibenden) Auflösung der kognitiven Inkongruenz zu untersuchen (Studie 2). Die Ergebnisse zeigen, dass die Rezeption moralisch verwerflicher Narrative zu einem erhöhten Erleben von epistemischen Emotionen führt. Wird die kognitive Inkongruenz anschließend aufgelöst, wird das Narrativ als unterhaltsamer (mehr Enjoyment) empfunden und intensiver wertgeschätzt (mehr Appreciation). Wird die kognitive Inkongruenz nicht aufgelöst, führt dies zu mehr Frustration und Langeweile. Mit Blick auf die Erinnerungsleistung wurde in der vorliegenden Arbeit kein Einfluss der Auflösung kognitiver Inkongruenz gefunden.