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Im Graubereich zwischen Bildoptimierung und Bildmanipulation

Inwieweit berücksichtigen ausgewählte Redaktionen von Zeitschriften medienethische Grundsätze im Umgang mit Bildbearbeitungen?

Ein bisschen Kontrast, etwas Sättigung und noch schnell Staubflecken wegstempeln – mit den Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung lassen sich Fotografien schnell und einfach bearbeiten. Dabei sind die Grenzen zur Manipulation fließend. Die Presse steht daher vor einer wachsenden Herausforderung, die sich in der Frage nach dem Stellenwert medienethischer Grundsätze bei Bildbearbeitung konzentriert.
Anhand einer Untersuchung der Focus-, Spiegel- und View-Redaktion widmet sich die Arbeit dieser digitalen Unsicherheit. Dafür wurden drei Experteninterviews mit den Bild- bzw. Chefredaktionen der Magazine geführt und im Anschluss durch eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Theoretische Basis bot die Untersuchung verschiedener medienethischer Ansätze, u.a. die des Deutschen Presserats und der NPPA.
Es hat sich gezeigt, dass die untersuchten Redaktionen die Möglichkeiten der Bildbearbeitung nutzen – und medienethischen Grundsätzen, insbesondere institutionellen, folgen. Dreh- und Angelpunkt der Redaktionen ist, dass der Leser durch Eingriffe nicht getäuscht werden soll. Die Auslegungen der Grundsätze und die Maßstäbe der Eingriffe unterscheiden sich jedoch durch verschiedene Ansätze, die vom Nachrichtenwert des Bildes bis zu rein optischen Kriterien reichen. Dementsprechend existiert keine Einigkeit über Grenzen und Regeln von Bildbearbeitung. Dem Leser bleibt verborgen, inwieweit veröffentlichte Bilder verändert worden sind oder nicht.