transfer 25(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

„Ich bin dann mal weg“

Eine qualitative Untersuchung der Motive zur Durchführung eines Digital Detoxes

Das Smartphone ist angesichts zahlreicher Anwendungen im Dauerbetrieb und aus dem privaten und beruflichen Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch inzwischen machen sich immer mehr Menschen bezüglich einer übermäßigen Nutzung und der permanenten „always-online“ Erwartungshaltung sorgen. Als eine Art Gegenbewegung zu der hohen Smartphone- und Social-Media-Nutzung, sowie den damit einhergehenden negativen Folgen, fungiert das Phänomen „Digital Detox“. Doch trotz wachsendem gesellschaftlichen Interesse an dieser digitalen Entgiftung ist aus wissenschaftlicher Perspektive nur wenig über die Motive der Menschen bekannt, die sich zu einem Digital Detox entschließen. An diese Forschungslücke knüpft die vorliegende Arbeit an und erforscht, welche individuellen Motive und Entstehungskontexte zu einem Digital Detox führen. Ausgehend von einem explorativen Forschungsansatz wurden hierzu unterschiedliche Problemkomplexe der Social-Media-Nutzung beleuchtet. Anschließend dienten motivationale Erklärungsansätze dazu, einen ersten systematischen Überblick über bestehende Motive und Motivklassen zu erhalten. Auf Basis dieser theoretischen Vorarbeit wurde ein qualitativer Interviewleitfaden konzipiert und durchgeführt. Im Forschungszentrum stand die Identifizierung der zu einem Digital Detox führenden Motive seitens der Teilnehmenden.

Die Ergebnisse konnten aufzeigen, dass die Teilnehmenden mehreren Motiven zur Umsetzung einer digitalen Entgiftung nachgehen. So ließ sich die bewusste Entscheidung eines Digital Detoxes seitens der sieben Teilnehmenden nicht auf einen einzelnen motivationalen Beweggrund zurückführen. Vielmehr zeigte sich ein Zusammenspiel aus mehreren Entscheidungs- und Einflussfaktoren. Die artikulierten Motive konnten in vier voneinander abgrenzbare Motivtypen unterteilt werden. Diese typologisierten Motive reichen von dem Ziel nach mehr Achtsamkeit für den gegenwärtigen Moment, bis hin zu ablenkungsfreien Zeiten für die effiziente Ausführung von arbeitsbezogenen Tätigkeiten. Die explorative Erfassung der unterschiedlichen Beweggründe für einen Digital Detox ermöglicht einen tiefen und umfassenden Einblick in die unterschiedlichen Digital-Detox-Motive und deren Entstehungskontexte.