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Herausforderungen der Social-Media-Arbeit der Polizei in Krisenzeiten

Zum Umgang mit sozialen Medien bei Terrorismus und Terrorgefahr

Diese Arbeit thematisiert den polizeilichen Umgang mit sozialen Medien im Kontext von Terrorismus und Terrorbedrohungen. Die Notwendigkeit einer intensiven Auseinandersetzung mit dieser Thematik ist für die Polizei dabei zweifellos gegeben – einerseits durch die Relevanz und Aktualität des Terrorismus an sich, andererseits aber auch durch den enormen gesellschaftlichen Bedeutungszuwachs sozialer Medien. Um eine erfolgreiche und zeitgerechte Polizeikommunikation gewährleisten zu können, muss der Einsatz sozialer Medien daher entsprechend professionalisiert werden. Insbesondere im Zusammenhang mit Terrorismus treten hierbei jedoch vielfältige Herausforderungen und Probleme zu Tage, mit denen sich die Polizei in ihrer Social-Media-Arbeit konfrontiert sieht. Diese Herausforderungen werden im Rahmen der vorliegenden Arbeit einerseits theoretisch herausgearbeitet, andererseits aber auch mit den Einschätzungen aus Praktiker-Perspektive kontrastiert. Da eine wissenschaftliche Untersuchung dieses spezifischen Themas bislang noch nicht stattgefunden hat, wurde eine offene explorative Forschungsmethode gewählt, in deren Rahmen qualitative Leitfadeninterviews mit zwölf Polizeipräsidien in ganz Deutschland durchgeführt wurden. Neben der Erfassung von Herausforderungen und Problemen wurden dabei außerdem Chancen und Zielsetzungen eruiert, die die Polizei mit dem Einsatz sozialer Medien im Terrorfall verbindet sowie konkrete Lösungsmöglichkeiten und Strategien herausgestellt, die im Hinblick auf die bestehenden Probleme bereits etabliert wurden. Ferner erhielten die befragten Polizisten auch die Möglichkeit, neue Ideen und Vorschläge zur Problemlösung einzubringen. Die Ergebnisse zeigten, dass die deutsche Polizei sich bereits sehr intensiv und differenziert mit der Thematik auseinandersetzt und neben Chancen und Zielsetzungen vor allem eine Vielzahl an Herausforderungen benennen konnte, von denen ein Großteil im Vorfeld schon theoretisch erörtert worden war. Neue Erkenntnisse konnte vor allem in Bezug auf die wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Problemsphären gewonnen werden. Im Rahmen der Problemlösungskonzepte verdeutlichte sich einerseits, dass zwar bereits konkrete Konzepte und Strategien existieren, die im Hinblick auf die bestehenden Probleme angewandt werden können, andererseits aber auch, dass zum aktuellen Zeitpunkt noch an vielen Stellen Handlungsbedarf besteht, um den polizeilichen Einsatz sozialer Medien im Terrorfall weiter zu optimieren. Dies bezieht sich vor allem auf grundlegende polizeiinterne Strukturen, die einer Überarbeitung und Anpassungen bedürfen, langfristig jedoch nur durch eine entsprechende Reflexion auf der nächsthöheren politischen Ebene erreicht werden können.