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(Grenz)Fall Temelin? Die konstruierte Wirklichkeit über das tschechische Atomkraftwerk in österreichischen und tschechischen Tageszeitungen

Aufbauend auf der Theorie des Radikalen Konstruktivismus, deren Auswirkungen auf die Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspraxis im theoretischen Teil der Arbeit behandelt werden, untersucht die Verfasserin die von österreichischen und tschechischen Tageszeitungen (Standard, Presse, OÖN: 140 Artikel; Právo, Mladá Fronta Dnes, Budejovické listy: 204 Artikel) konstruierten Wirklichkeiten zum Thema AKW Temelin mit Hilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse (1.9.2000 bis 31.5.2001).
Die konstruierte Wirklichkeit um den Betrieb Temelins, der Fragen zu allgemeiner Sicherheit, Störfällen, Bauweise, Normalbetrieb, äußere Einwirkungen, Wirtschaftlichkeit und Energiepolitischer Notwendigkeit beinhaltet, fällt in den tschechischen Tageszeitungen positiver aus als in den österreichischen. Letztere arbeiten in ihrer Berichterstattung über den Betrieb Temelins eher mit Angstappellen und negativen Argumenten; die tschechischen eher mit positiven Argumenten und Versicherungsappellen. In den österreichischen Zeitungen kommen mehr Anti-Atom-Experten zu Wort, in den tschechischen mehr Pro-Atom-Experten.
Die vier dominierenden Themen in der Temelin-Berichterstattung sind in den Zeitungen beider Länder dieselben (andere Reihenfolge): Aktionen der Atomgegner, allgemeine Sicherheit, Verhandlungen und Störfall. Um die Verhandlungen, deren Ergebnisse und die Umsetzung der Abkommen werden wieder zwei stark unterschiedliche Wirklichkeiten konstruiert.