Seit einigen Jahren ist ein zunehmendes öffentliches Interesse an Burnout zu beobachten. Zugleich muss festgestellt werden, dass das Phänomen aus diskurs- und medienwissenschaftlicher Perspektive bisher kaum beleuchtet wurde. Um diese Forschungslücke zu schließen, soll im Rahmen dieser Arbeit die Frage beantwortet werden: „Welche Burnout-Wirklichkeit wird auf YouTube diskursiv konstituiert?“ Die Fokussierung auf die Videoplattform YouTube liegt in deren Partizipationspotenzial und der damit einhergehenden potenziellen „Pluralität der Diskurspositionen“ (Tereick 2011, 60) begründet.
Als Grundlage der Analyse diente die Aufarbeitung des wissenschaftlichen Spezialdiskurses. Darauf aufbauend wurde eine quantitative Struktur- mit einer qualitativen Aussagenanalyse verknüpft.
Es zeigt sich, dass Burnout als ein Kollektivsymbol fungiert, das innerhalb eines umfassenden Überforderungsdiskurs von unterschiedlichen Diskurspositionen vereinnahmt wird. Einerseits existieren Videos von alternativtherapeutischen ExpertInnen, die die Existenz von Burnout nicht hinterfragen und auf individuumsbezogene Gegenmaßnahmen fokussieren, wobei sie tlw. ökonomische Eigeninteressen verfolgen. Die Kritik an der Vermarktung des Phänomens, eine stärkere Problematisierung seines Existenzstatus sowie die Forderung nach subjektexternen Lösungsansätzen verweisen demgegenüber auf eine opponierende Diskurskoalition, der primär VertreterInnen offizieller Positionen (z. B. SchulmedizinerInnen) angehören.
„Früher gab’s noch richtige Krankheiten“
Die Analyse von Burnout-Diskursen auf der Videoplattform YouTube