Mediale Schlachten wie die Unterschichtendebatte sind immer auch Ausdruck eines Kampfes zwischen Regierenden, Opposition, außerparlamentarischen Gruppen und nicht zuletzt den Medien selbst um die Deutungshoheit über ein soziales Problem. Wie aber verteilt sich Macht in diesen Debatten? Welche Akteure sind besonders erfolgreich und wie mächtig sind die Medien als eigenständige Bereitsteller von Deutungen?
Die Deutungsmuster neuer Armut werden in dieser Arbeit als Frames beschrieben, die von bestimmten Akteuren zur Durchsetzung der eigenen Interessen gezielt in den Mediendiskurs eingespeist werden. Dies erlaubt über die rein beschreibende Dimension von Frame-Analysen hinaus zu gehen. Stattdessen lässt ein so verstandener Framing-Ansatz die Betrachtung von Machtverhältnissen zu und führt ihn damit zurück auf seine öffentlichkeitstheoretische Basis.
Mittels einer standardisierten Inhaltsanalyse von Artikeln zur Unterschichtendebatte aus fünf überregionalen Tageszeitungen ließen sich u.a. zwei entgegengesetze Frames identifizieren, die Armut einerseits zum Anlass für Sozialabbaukritik nehmen, andererseits als Problem mangelnder Eigeninitiative begreifen. Es ließ sich nachzeichnen, dass beide Deutungsmuster jeweils von unterschiedlichen Akteurskonstellationen vertreten werden, wobei gerade politische Machthaber deutungsmächtiger sind als außerparlamentarische Gruppen. Auch die Medien sind aktive Teilnehmer im Kampf um Deutungshoheit um das polarisierende Thema „neue Armut“.
Framing „neue Armut“
Der Deutungskampf um ein soziales Problem in der medialen Arena