Fridays for Future zählt zu den einflussreichsten Bewegungen für den Klimaschutz unserer Zeit. Die Gründe für die Teilnahme an diesen Protesten sind vielfältig. Studien zeigen, dass unter anderem soziale Normen der Bezugsgruppe eine wesentliche Rolle für umweltfreundliches Verhalten und die Teilnahme an Protesten spielen. In einer zunehmend digital vernetzten Welt übernehmen soziale Netzwerkseiten eine zentrale Funktion: Sie ermöglichen es Nutzenden, das Verhalten von Freund*innen, Bekannten und Influencer*innen jederzeit zu beobachten und sich mit ihnen auszutauschen. Trotz der allgegenwärtigen Präsenz dieser Plattformen bleibt weitgehend unerforscht, ob die durch die Online-Bezugsgruppe vermittelten sozialen Normen ebenfalls umweltbewusstes Verhalten und Teilnahme an Klimaschutzprotesten beeinflussen.
Diese Arbeit geht daher der Frage nach, ob soziale Normen, die über soziale Netzwerke vermittelt werden, die Bereitschaft zur Beteiligung an Klimaprotesten fördern können.
Durch eine standardisierte Online-Befragung mit 216 Teilnehmenden im Alter von 16 bis 25 Jahren wurde untersucht, ob die Wahrnehmung von sozialen Normen der Instagram-Bezugsgruppe hinsichtlich umweltbewussten Verhaltens und der Teilnahme an Protesten zum Klimaschutz die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Studienteilnehmenden sich selbst an Klimaschutzprotesten beteiligen. Die Instagram-Bezugsgruppe wurde als die Personen definiert, die häufig im Instagram-Feed der Teilnehmenden erscheinen oder mit denen sie regelmäßig auf Instagram interagieren. Dabei wurden sowohl deskriptive Normen (die Wahrnehmung, wie verbreitet umweltbewusstes Verhalten und Protestbeteiligung innerhalb der Instagram-Bezugsgruppe sind) als auch injunktive Normen (die Wahrnehmung, dass die Instagram-Bezugsgruppe erwartet, dass man sich umweltbewusst verhält und an Protesten teilnimmt) erfasst. Zudem wurde untersucht, ob die Gruppenidentität mit der Instagram-Bezugsgruppe den Zusammenhang zwischen den wahrgenommenen Normen und der eigenen Protestbeteiligung moderiert.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass Studienteilnehmende, die eine verbreitete Beteiligung an Klimaschutzprotesten innerhalb ihrer Instagram-Bezugsgruppe wahrnehmen, eine höhere Wahrscheinlichkeit zur eigenen Protestpartizipation angeben. Zudem war die Wahrscheinlichkeit zur Protestbeteiligung höher bei Teilnehmenden, die den Eindruck hatten, dass ihre Instagram-Bezugsgruppe von ihnen erwartet, aktiv für den Klimaschutz einzutreten und an den Protesten teilzunehmen. Die Gruppenidentität moderierte den Zusammenhang zwischen den injunktiven Normen und der eigenen Protestbeteiligung teilweise.
Die Ergebnisse dieser Arbeit sprechen dafür, dass soziale Normen, die über soziale Netzwerkseiten vermittelt werden, eine wichtige Rolle bei der Mobilisierung junger Menschen für Klimaschutzproteste spielen können. Die Studie hat jedoch einige Limitationen und die Ergebnisse sind daher nicht auf die Grundgesamtheit übertragbar. Weitere Forschung ist erforderlich, um die Ergebnisse zu bestätigen und zusätzliche Einflussfaktoren zu untersuchen.