transfer 6(3) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Ein Herz für die ‚Schwarzwaldklinik‘

Die Persuasionswirkung fiktionaler Fernsehunterhaltung und die Rolle des Involvements der Rezipienten am Beispiel der Organspende-Bereitschaft

Die Persuasionsforschung widmete sich in der Vergangenheit v.a. der Wirkungsweise appellativer, also persuasiv-intendierter, (Medien-)Botschaften. Kaum beachtet wurden nicht-persuasiv-intendierte Angebote, wie Unterhaltungsfilme, Romane etc.
Die vorliegende Arbeit untersucht am Beispiel der Einstellungen und Bereitschaft zur Organspende in einem Pretest-Posttest-Experiment mit Kontrollgruppe (n=67) die Frage, ob fiktionale Fernsehunterhaltung als Form nicht-persuasiv-intendierter Kommunikation in der Lage ist, Persuasionswirkungen auszuüben. Dabei wurde der Rolle von Involvement in diesem Prozess besondere Beachtung geschenkt, indem ein Teil der Versuchspersonen zu einer involvierten, ein anderer zu einer analysierenden Rezeptionshaltung veranlasst wurde.
Die Ergebnisse der Studie demonstrierten die Kraft fiktionaler Unterhaltungsangebote, persuasive Wirkungen zu erzielen. Nach Rezeption eines Ausschnitts der ZDF-Serie ‚Die Schwarzwaldklinik‘, der eine positive Haltung zur Organspende nahelegt, entsprachen Einstellungen und Handlungsbereitschaft der Rezipienten dieser Sichtweise signifikant mehr als zuvor. Ein persuasionsfördernder Effekt von Involvement, der aus Erkenntnissen vorangegangener Untersuchungen abgeleitet worden war, zeigte sich hingegen nicht. Zusätzlich wurde der Einfluss potenzieller Kovariaten geprüft, von denen weder direkt noch in der Interaktion mit Involvement ein Effekt auf den Persuasionserfolg ausging.