transfer 14(2) » Neue Informations- und Kommunikationstechnologien

Die twitternde Gesellschaft

Potentiale und Gefahren im Umgang mit Microblogging am Beispiel des Dienstes Twitter

Microblogging, die weblog-ähnliche Veröffentlichung kleinster Informationseinheiten, fand über den Erfolg des prototypischen Dienstes Twitter seinen Weg in andere Dienste wie etwa StudiVZ oder Facebook. Doch welche Nutzungsmotivationen verbergen sich dahinter? Was ist der Reiz und was sind die Auswirkungen der zunehmenden Nutzung eines Dienstes, der oft dazu genutzt wird Persönliches öffentlich zu machen? Diese Fragen lassen sich nur bedingt beantworten, da aufgrund der Neuheit des Dienstes eine dedizierte wissenschaftliche Betrachtung noch rar ist.
In dieser Arbeit wird daher ein medienpsychologisches Modell des Microbloggings erarbeitet, auf dessen Basis Fragen zu Nutzung und Wirkung von Microblogs bestimmt werden können. Dieses Modell grenzt den Gegenstand zu ähnlichen Diensten ab, und betrachtet auf theoretischer und empirischer Ebene die daraus resultierenden Schnittstellen zu Selbstdarstellung, textueller Kommunikation, sozialer Nähe, sozialem Kapital und kognitiven Grenzen. Danach ist Microblogging ein primär auf Selbstdarstellung fußendes Handlungssystem, dessen Output für den individuellen Akteur als Steigerung seines sozialen Kapitals vor allem in Form schwacher Beziehungen erfahrbar ist. In einem zweiten Schritt wird dieses Modell durch eine Anwendung auf die Wechselwirkungen zwischen Twitter und Journalismus überprüft. Das Ergebnis ist, daß Twitter kein Ersatz des Journalismus sein kann, und als journalistische Quelle nur begrenzt nutzbar ist.