transfer 25(3) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Die Theorie der Schweigespirale in Zeiten digitaler Öffentlichkeiten.

Ein Experiment zur Redebereitschaft von Facebook-Nutzern.

Die Theorie der Schweigespirale ist eine der wohl bekanntesten, deutschen Theorien zur Entstehung öffentlicher Meinung. Sie beschreibt diesen Vorgang als einen dynamischen, spiralförmigen Prozess. In der Bachelorarbeit sollte festgestellt werden, inwiefern diese Theorie, welche zum Zeitpunkt ihrer Entstehung lediglich die Printmedien sowie den Hör- und Rundfunk kannte, auch in Zeiten von digitalen Medien, insbesondere in Sozialen Medien Bestand hat. Phänomene wie die Filter-Blase und auch die erhöhte Anonymität des Internets, könnten die Umstände unter denen öffentliche Meinung in sozialen Netzwerken zustande kommt und sich verbreitet maßgeblich beeinflussen. Um dies zu überprüfen, sollte getestet werden, inwieweit beim Entstehen öffentlicher Meinung in dem sozialen Netzwerk Facebook ein Schweigespiralprozess festgestellt werden kann. Hierfür wurde ein Online-Experiment konzipiert, in welchem Teilnehmenden simulierte Facebook-Beiträge mit einschlägigen Meinungsklima, fingiert mittels der dem Beitrag zugehörigen Kommentare, vorgelegt wurden. Mittels dieser Kommentare sollte eine Situation hergestellt werden, in welcher die Teilnehmenden Isolationsfurcht verspüren würden oder nicht. Anschließend wurden die Teilnehmenden zu ihrer eigenen Meinung sowie ihrer Redebereitschaft, also der Bereitschaft ihre eigene Meinung ebenfalls kundzutun, befragt. Die Ergebnisse zeigten, dass ein Schweigespiralprozess nur in Teilen nachzuweisen war. Zwar wurde beobachtet, dass Personen, teils redebereiter waren, wenn sie mit dem simulierten Meinungsklima in Einklang waren, jedoch zeigte sich, dass die Teilnehmenden insgesamt sehr wenig dazu bereit waren, ihre Meinung in der Öffentlichkeit des sozialen Netzwerks kundzutun.