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Die Macht im Netz – das Netz der Macht

Das Verhältnis der Blogosphäre zur Öffentlichkeit und ihr Einfluss auf die Gesellschaft

Sei ein einzelnes Weblog auch so aufregend oder langweilig wie sein Autor, in ihrer Gesamtheit wird der rasant wachsenden Blogosphäre das Potenzial einer sozialen Transformation und eines neuen Zeitalters der Partizipation und Kommunikation zugeschrieben. Der Vergleich mit der Erfindung Gutenbergs wird gerne gezogen: Blogger seien Bürger mit Druckerpressen – und damit eine neue, unberechenbare Macht. Bereits heute erzwingt die Blogosphäre Rücktritte und beendet Karrieren, stellt Regierungen bloß und verursacht Unternehmenskrisen. Die Blogosphäre entwickelt sich als ein Ort, dem sich kleine und ressourcenschwache Akteure Gehör verschaffen und weltweit vernetzen können.
Unter der grundlegenden Annahme eines Strukturwandels der Öffentlichkeit im und durch das Internet untersucht die Arbeit die Gemeinschaft der Weblogs auf ihr Potenzial einer eigenen Öffentlichkeit hin. Dabei wird möglichst vielen Aspekten der Blogosphäre ein Äquivalent des normativen Öffentlichkeitsverständnisses Habermas’ zugewiesen, um schließlich herauszuarbeiten, inwiefern von einer bloggenden Öffentlichkeit gesprochen werden kann beziehungsweise muss.

Es bleibt festzuhalten, dass die Blogosphäre den idealen Normen eines Jürgen Habermas zwar (noch) nicht hinreichend genügt, um eine eigenständige Öffentlichkeit zu konstituieren, sie sich in den wenigen Jahren ihres Bestehens aber bereits einen gesicherten, wenn auch noch nicht präzise festgelegten Platz in der Gesellschaft erobert hat. Es zeigt sich, dass es nicht so wichtig ist, wie Blogger bloggen, sondern dass sie es tun.