Durch strategisches Framing versuchen Akteure bei wertgeladenen Konflikten die mediale Debatte zu beeinflussen. Über das strategische Framing bei Konflikten um Großprojekte liegen bislang jedoch kaum Erkenntnisse vor. Die Arbeit widmet sich dieser Forschungslücke anhand einer Analyse des Konflikts um den Ausbau des Münchner Flughafens. Im Fokus stehen folgende Fragen: Welche Frames der am Diskurs beteiligten Akteure sowie der Medien lassen sich feststellen? Wie verändern sich die Medien- und die Akteurs-Frames im Zeitverlauf? Welche Framing-Taktiken lassen sich für die einzelnen Akteure feststellen?
Das strategische Framing im Konfliktzeitraum (Juli 2011 bis Juni 2012) wird mit einem manuell-holistischen Verfahren analysiert: Zunächst werden die Akteurs- und Medien-Frames durch eine qualitative Inhaltsanalyse ermittelt (n=99), um anschließend anhand dieser Frames das strategische Framing mit einer quantitativen Inhaltsanalyse (n=475) zu untersuchen.
Es zeigt sich, dass die einzelnen Akteure ihre Frames zwar über den Konfliktverlauf verändern, aber die meisten von ihnen dennoch einer bestimmten Frame-Linie folgen, d. h. sie besitzen jeweils einen dominanten Frame, der in allen Konfliktphasen im Vordergrund steht. Framing-Taktiken setzen die Akteure dagegen kaum ein. Die Medien-Frames verändern sich hinsichtlich der Bewertung des Flughafenausbaus im Zeitverlauf, so dass die dritte Startbahn in der letzten Konfliktphase positiver als noch zu Beginn des Konflikts dargestellt wird.
Der Wettbewerb um die Deutungshoheit
Strategisches Framing bei Konflikten um Großprojekte am Beispiel der Erweiterung des Flughafens München