„Sie können ein Dirndl auch ausfüllen“(Stern, 24. Januar 2013), hat er zu der Stern-Journalistin Laura Himmelreich gesagt. Sie veröffentlichte das Zitat und über Wochen haben die Worte des FDP-Politikers Rainer Brüderle an einer Hotelbar die Medienberichterstattung durchzogen. Doch wie deuten die Medien diesen Skandal? Rainer Brüderle „der Selbstüberschätzer“? Eine „Übertriebene Kampagne“ Laura Himmelreichs? Sollte es mehr „Respekt statt Verlogenheit“ geben? Sexismus wird zur „Generaldebatte“?
Untersucht wurde die Berichterstattung der „Welt“ und „taz“ in der ersten Woche nach Veröffentlichung des „Herrenwitzes“ von der Stern-Journalistin Laura Himmelreich. In einer Inhaltsanalyse wurden einerseits Einordnungen der Debatte, andererseits Bewertungen und zu Wort kommende Akteure medienübergreifend codiert. Aus einer ersten Typologisierung wurden die vier Frames abgeleitet:
„Übertriebene Kampagne“ und „der Selbstüberschätzer“ können nach Iyengar und Kinders (1991) als „episodic“ Frames in der Brüderle-Debatte erkannt werden. „Episodic“ Frames haben beeinflussenden Charakter im Gegensatz zu „thematic“ Frames die in einem generellen Kontext stehen wie die Frames „Respekt statt Verlogenheit“ und die „Generaldebatte“.
Am Ende blieb Rainer Brüderle FDP-Politiker. Warum scheiterte die Skandalisierung? Ist es die Verteidigungsstrategie Brüderles oder der Kampf um die Deutungshoheit der Medien?