Bei der Wahrnehmung eines anderen Landes entsteht ein lückenhaftes, durch geringe Sachinformation begründetes Bild. Ein beträchtlicher Bestandteil dieses Bildes wird auf der Grundlage von Medien konstruiert, die sich zwar bemühen, zur Aufklärung beizutragen, doch sich auf Teilaspekte des Landes beschränken müssen und insbesondere spektakuläres Geschehen herausgreifen. Das Image, das auf diese Weise in der gegenseitigen Wahrnehmung von Deutschland und Spanien entsteht, ist Gegenstand der Diplomarbeit. Sie basiert auf der sozialpsychologischen Imageforschung in der Tradition von Kenneth E. Boulding sowie der Nachrichtenforschung der Kommunikationswissenschaft.
Mit einer Inhaltsanalyse von 2319 Artikeln wurde die Auslandsberichterstattung von überregionalen Tageszeitungen untersucht; die Spanienberichterstattung der Süddeutschen Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Welt sowie die Deutschlandberichterstattung von El País, El Mundo und ABC im Jahr 2001. Zur Interpretation wurden Aussagen von Korrespondenten aller sechs Zeitungen herangezogen, die in Leitfadengesprächen befragt worden waren. Der Analyse des Medienbilds ist eine Darstellung der Rahmenbedingungen vorangestellt – dies betrifft die Bedeutung der beiden Länder füreinander sowie die Strukturen der jeweiligen Medienlandschaft.
Die Untersuchung ergab beträchtliche Unterschiede in der gegenseitigen Wahrnehmung hinsichtlich der Themen, Akteure sowie einzelner Nachrichtenfaktoren. Insgesamt berichten die untersuchten spanischen Zeitungen ausführlicher über Deutschland als umgekehrt.
Der Blick über die Pyrenäen
Wie sich Deutschland und Spanien in ihren Tageszeitungen gegenseitig wahrnehmen