transfer 23(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Der Antihelden-Faktor

Eine empirische Untersuchung der Einflussfaktoren Neigung zum Moral Disengagement und Character Engagement auf das Unterhaltungserleben von Antiheldennarrationen

Mehr denn je greifen Serienmacher auf Antihelden zurück. Der Erfolg der Serien spricht dabei für sich. Unklar bleibt jedoch, warum sich die Zuschauer trotz des moralischen Fehlverhaltens von dem Antihelden unterhalten fühlen. Als möglicher Ansatz wurden deshalb in der vorliegenden Arbeit die Auswirkungen des Character Engagements in Form von Sympathie, Identifikation, Empathie und Faszination sowie der Neigung zum Moral Disengagement auf das Enjoyment von Antiheldennarrationen untersucht. Diesbezüglich ergaben die Ergebnisse einer standardisierten Online-Befragung (N=476), dass das Character Engagement einen hohen Einfluss auf das Enjoyment ausübte und die einzelnen Formen zudem untereinander stark zusammenhingen. Insbesondere Faszination konnte als wichtiger Faktor identifiziert werden, da es als einziges auf alle Dimensionen des Enjoyments einen starken Einfluss ausübte. Die Neigung zum Moral Disengagement stellte hingegen einen eher unbedeutsamen Prädiktor des Enjoyments dar.