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Blackfishing – Warum Ethnizität kein ‚Trend‘ ist.

Eine empirische Untersuchung der rezipientenseitigen Wahrnehmung von kultureller Aneignung in Form von Blackfishing bei Influencerinnen auf Instagram.

Shirin David, Ariana Grande, die Kardashians-Schwestern: Immer mehr Künstlerinnen inszenieren sich mithilfe von Make-up oder Tanning-Spray als ‚Schwarze‘ Frauen, um einem neuen Schönheitsideal zu entsprechen und von dieser Aufmachung zu profitieren. Besonders in der Pop-Kultur sowie in sozial-medialen Räumen wie Instagram lässt sich die Praxis Namens Blackfishing beobachten. Blackfishing ist eine extreme Form von kultureller Aneignung durch überwiegend weiße kaukasische Frauen. Diese Frauen bemächtigen sich ‚Schwarz‘-gelesener Merkmale, wie volle Lippen, eine kurvige Figur oder dunkle Haut ungeachtet der Rassismen und Sexismen, die damit einhergehen. Bisher erhielt die Praxis des Blackfishings lediglich mediale Aufmerksamkeit. Daher ist das Ziel dieser Arbeit, einerseits zu untersuchen, inwieweit kulturelle Aneignung in Form von Blackfishing bei Influencerinnen auf Instagram rezipientenseitig erkannt sowie bewertet wird. Anderseits soll erforscht werden, ob die aus der Theorie hergeleiteten Determinanten kritische Medienkompetenz, interkulturelle Sensibilität und die Nähe zur Gruppe der People of Color einen Einfluss auf das Erkennen und Bewerten leisten.

Basierend darauf wurden die durch eine quantitative Online-Befragung (N = 158) erhobenen Daten mittels deskriptiver Statistik sowie einer binominal logistischen und multiplen Regression geprüft. Insgesamt konnte festgestellt werden, dass die Praxis des Blackfishings durchschnittlich durch die Rezipient:innen nicht eindeutig erkannt und nach Enttarnung dieser Praxis von diesen eher kritisch bewertet wird. Die Determinante der kritischen Medienkompetenz liefert auf der Ebene des Erkennens einen signifikanten Einfluss. Auf der Ebene des Bewertens tragen die Determinanten der interkulturellen Sensibilität und der Nähe zur Gruppe der People of Color teils signifikant zur Erklärleistung bei. Die Studie ist die erste, die die rezipientenseitige Wahrnehmung der kulturellen Aneignung durch Blackfishing quantitativ untersucht. Dementsprechend liefert die Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Phänomens des rassistisch geprägten ‚Schönheitstrends‘ namens Blackfishing.