Keine nationale Verkaufstageszeitung wird in Frankreich mehr gelesen als L’Équipe. Vor diesem Hintergrund kommt der Sporttageszeitung ein nicht zu verachtendes Potential hinsichtlich der Völkerverständigung zu. In der Arbeit wird am Beispiel der Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 in Berlin untersucht wie L’Équipe mit diesem Potential umgeht. Mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse über einen Zeitraum von zwei Wochen wird das vermittelte Fremdbild von Deutschland analysiert. Wie werden deutsche Sportler dargestellt? Wirft L’Équipe einen Blick aus dem Stadion heraus? Welche Stereotype werden bestätigt, welche nicht?
L‘Équipe verliert seit Jahren Leser – besonders Gelegenheitsleser, die laut Verlag einen lockeren und emotionalen Zugang zum Sport wünschen. Zu erwarten wäre demnach eine stereotype Berichterstattung. Denn landläufige Stereotype erleichtern dem Leser den Umgang mit dem Fremden.
In der Vorwoche der WM vermittelt L’Équipe überraschend viele Fremdbilder abseits des Sports. In der Wettkampfwoche finden sich dahingegen nur wenige Fremdbilder. Vor allem überrascht, dass die deutschen Athleten nicht als Träger von Stereotypen fungieren. Es zeigt sich, dass sich die Berichterstattung in L’Équipe in zwei Hauptpunkten von der deutschen Sportpresse unterscheidet. Erstens finden sich in den französischen Artikeln häufig geschichtliche Bezüge, die aus dem Sport hinausreichen. Zweitens wird der Sport oft in den politischen und gesellschaftlichen Kontext eingeordnet.
Berlin ist blau
Das Deutschlandbild in der französischen Sporttageszeitung L'Équipe