transfer 24(3) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Beats und Bässe zwischen B-Seiten und Buffering: Die koexistente Nutzung analoger und digitaler Musikmedien im häuslichen und außerhäuslichen Alltag

Die Masterarbeit beschäftigt sich mit der koexistenten Nutzung digitaler und analoger Musikmedien im inner- und außerhäuslichen Medienalltag und geht der Frage nach, wie sich diese koexistente Nutzung im Alltag der Menschen konkretisiert. Dazu wurden im Rahmen qualitativer Leitfadeninterviews sechs Männer und Frauen im Alter von 19 bis 62 Jahren befragt, die sowohl das analoge Musikmedium Schallplatte als auch digitale Streamingdienste regelmäßig nutzen.

Eine grundlegende theoretische Verankerung findet die Arbeit im Mediatisierungs- (Krotz, 2007) und im Domestizierungsansatz (Morley, 2006, Röser/Müller, 2017), in den Einsichten zum Wechselspiel von Dynamik und Beharrung im Medienhandeln (Röser et al., 2017) und zu Medienrepertoires (Hasebrink/ Domeyer, 2012). Die Konzepte halfen dabei den audiomedialen Alltag als komplexe und medial durchdrungene Instanz zu begreifen, in der die Nutzung von Schallplatten und Streamingdiensten weniger als „Dichotomie“ zu verstehen ist, sondern vielmehr als eng verwobenes, intermediales Komplement.

Die Ergebnisse der Untersuchung brachten hervor, dass die Nutzer*innen gezielte Unterscheidungen zwischen den Musikmedien vornehmen. So werden dem Schallplatte hören sowohl bestimmte Räumlichkeiten im eigenen Zuhause als auch spezifische Zeitfenster im Alltag zugeordnet. Die digitale Streamingplattform integrieren die Befragten durch die eher hintergründige Nebenbei-Nutzung als funktionalen Alltagsbegleiter, der die Diskussion über und das flexible Teilen von Inhalten im Kontext sozialer Vergemeinschaftung ermöglicht.

Die Verknüpfung mit dem Konzept von Dynamik und Beharrung brachte hervor, dass die koexistente Nutzung ebenfalls von reflexiven und komplementären Tendenzen geprägt ist. Während die Schallplatte gezielt und zum Zweck medialer Entschleunigung in das Musikmedienrepertoire eingebettet wird, fußt die Rolle des Streamingdienstes auf den flexiblen, mobilen und bequemen Nutzungspotenzialen. Diese Potenziale machen sich die Menschen zu Nutze, indem neue Musik zunächst digital entdeckt und anschließend langfristig in die analoge Plattensammlung aufgenommen wird. Die Nutzer*innen stellen sich so ein kontextualisiertes Medienrepertoire zusammen, welches im Inneren logisch konstruiert und mittels der koexistenten Nutzung analoger Schallplatten und digitaler Streamingportale verwirklicht wird.