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Alarmieren ohne zu schockieren – wenn aus Kindern Opfer werden.

Eine soziologische Film- und Fernsehanalyse über die Thematisierung von Gewalt in deutschen Wohltätigkeitswerbespots gegen Kindesmissbrauch und Kindesmisshandlung

Gewaltsame Übergriffe gegen Kinder und Jugendliche sind in Deutschland im 21. Jahrhundert immer noch ein großes Thema. Diverse Wohltätigkeitsorganisationen haben es sich daher schon lange zur Aufgabe gemacht, diese Missstände in der Gesellschaft medial zu behandeln, um betroffenen Kindern zu helfen. Daher wird in dieser Bachelorarbeit untersucht, wie prosoziale Werbespots Gewalt gegen Kinder thematisieren. Als Datengrundlage fungieren dabei 17 deutsche Wohltätigkeitswerbespots gegen Kindesmissbrauch und Kindesmisshandlung, die mit Hilfe der soziologischen Film- und Fernsehanalyse nach Peltzer und Keppler betrachtet werden. Dadurch lässt sich aufzeigen, mit welchen Präsentationsformen von Gewalt die Gesellschaft medial konfrontiert wird.

Der zugrundeliegende Forschungsstand beschreibt vor allem zwei große dichotome Bereiche der medialen Gewaltpräsentation. Violente Handlungen können demnach entweder direkt mit Hilfe realistischer und plastischer Bilder oder indirekt durch beispielsweise die reine Präsentation der Opfer thematisiert werden.

Bei der Analyse des Untersuchungskorpus stellt sich heraus, dass alle Werbespots auf eine explizite zwischenmenschliche Gewaltdarstellung verzichten. Hingegen lassen sich die verwendeten Thematisierungsansätze eher als zurückhaltend interpretieren, da keine Schocksituationen oder Norm- und Tabubrüche stattfinden. Stattdessen verfolgen die untersuchten Werbevideos diverse andere Strategien, um auf Gewalt an Heranwachsenden aufmerksam zu machen. Die Gewaltthematisierung erfolgt demzufolge überwiegend durch das Zeigen von Mitteln der Gewalt, durch Opfer- und Täterpräsentationen, mit Hilfe von symbolischen Elementen oder durch den Auftritt von Prominenten. Darüber hinaus spielt vor allem die in den Werbespots gesprochene oder geschriebene Sprache eine entscheidende Rolle, da einige der Videos, ohne die verwendeten Worte entweder schwer zu interpretieren oder gar nicht mit Gewalt in Verbindung zu bringen wären.

Diese Forschungsarbeit ermöglicht somit erste aufschlussreiche qualitative Erkenntnisse auf dem Gebiet „Wohltätigkeitswerbung gegen Gewalt an Kindern“, erweitert folglich die sehr spärlich vorhandene Literatur zum Thema „Gewalt in der Werbung“ und bietet diverse Anknüpfungspunkte für weitere qualitative und quantitative Studien.