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Fiasko oder Reform-Chance?

Eine vergleichende Inhaltsanalyse der Brexit-Berichterstattung deutscher und schweizerischer Qualitätszeitungen

Am 23. Juni 2016 haben sich die Briten für den Austritt aus der EU entschieden. Seit der Ankündigung des Referendums wurde über den möglichen „Brexit“ kontrovers diskutiert. Die vorliegende Arbeit untersucht die Berichterstattung in deutschen und schweizerischen Qualitäts-Tageszeitungen. Im Fokus steht die Frage, ob in den beiden Ländern unterschiedlich über den Brexit berichtet wurde. Mithilfe einer quantitativen Inhaltsanalyse werden redaktionelle Artikel der zwei bedeutendsten deutschen und schweizerischen Tageszeitungen aus den sechs Wochen vor dem Referendum analysiert. Im Mittelpunkt stehen die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen auf nationaler und europäischer Ebene, deren Bewertungen und welche Gründe und Verantwortliche für den Brexit genannt werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass die deutschen Zeitungen etwas mehr über den Brexit berichten und deren Artikel länger sind. Bei den Auswirkungen werden länderübergreifend hauptsächlich jene auf Großbritannien und die EU als Ganzes thematisiert, insgesamt bleibt die Berichterstattung oft national verhaftet. Im Fokus stehen die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Börsen. Bei der globalen Bewertung des Brexits zeigt sich ein negativer Grundtenor. Die Bewertung der wirtschaftlichen Auswirkungen fällt bei den deutschen Medien signifikant schlechter aus. Die Übersicht der genannten Gründe zeigt, dass länderübergreifend am häufigsten die Flüchtlingskrise als Grund für den Brexit genannt wird.