transfer 8(3) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Musikalische Mittagssurfer, printaffine Ganztagsglotzer, fernsehphobe Radioliebhaber – Mediennutzungstypen im Alltag

Eine Sekundäranalyse der Tagebucherhebung 'Medien im Tagesablauf 2002'

Wie beeinflussen die Tageszeiten die Mediennutzung der Deutschen? Sind soziodemografische Rahmenbedingungen für die Entstehung einzelner Nutzungstypen verantwortlich oder eher individuelle Lebensstile?
Auf Grundlage der Tagebucherhebung ‚Medien im Tagesablauf 2002‘ der IP Deutschland werden diese Fragen mit Hilfe von Clusteranalysen und Diskriminanzanalysen beantwortet.

Über die tägliche Nutzung der einzelnen Medien zu unterschiedlichen Tageszeiten wurden für die Mediennutzung an Werktagen und am Wochenende Nutzungstypen errechnet. Dabei stellte sich heraus, dass sich die einzelnen Typen vor allem von Montag bis Freitag durch die generelle Präferenz eines einzelnen Mediums während des gesamten Tages erklären lassen. Am Wochenende dagegen ist der Einfluss der Tageszeiten auf die Mediennutzung innerhalb der einzelnen Nutzungstypen deutlich größer. Zudem stellte sich heraus, dass die Mediennutzung am Wochenende unabhängig von der Werktagsnutzung ist. Es ist demnach nicht möglich, anhand der Mediennutzung von Montag bis Freitag die Rezeptionsvorlieben an Samstagen und Sonntag vorherzusagen. Diskriminanzanalysen mit den errechneten Clustern ergaben, dass für die Zuordnung zu den Nutzungstypen soziodemografische Merkmale wie Alter und Geschlecht genauso verantwortlich sind, wie etwa die SINUS-Milieus als Lebensstilbeschreibende Merkmale.

Medienhandeln und dessen unterschiedliche Funktionen innerhalb der einzelnen Nutzungsgruppen können demnach nur erklärt werden, wenn alle genannten Perspektiven und Einflüsse berücksichtigt werden.