transfer 25(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Eine Frage des Alters?

Die Wirkung geschlechtergerechter Sprache im Generationenvergleich

Die Bachelorarbeit untersucht, ob die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Generation die Wirkung geschlechtergerechter Sprache beeinflusst und liefert Erklärungsansätze für mögliche Zusammenhänge. Der theoretische Hintergrund gibt einen Überblick über den Generationenbegriff, die verschiedenen soziologischen Generationenkonzepte sowie die Forschung zu Wahrnehmungsklüften zwischen Generationen. Zudem wird die Debatte um geschlechtergerechte Sprache von der geschichtlichen Einordnung der Thematik über die Anwendung und Umsetzbarkeit bis hin zu aktuellen Studien behandelt. Auf diese Weise werden soziologische, historische und sprachwissenschaftliche Erkenntnisse mit einbezogen und verknüpft.

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde eine 2×2-faktorielle quasi-experimentelle Befragungsstudie mit einem Convenience Sample aus 159 Teilnehmenden durchgeführt. Als erster Faktor werden den Teilnehmenden zwei verschiedene Textfassungen eines journalistischen Beitrags präsentiert (generisches Maskulinum vs. Genderstern). Als zweiter Faktor dient die Zugehörigkeit zu einer Generation (Babyboomer und Generation X vs. Generation Y und Z). Untersucht werden die Unterschiede in der Bewertung der Textqualität (Hypothese H1) und Medienglaubwürdigkeit (Hypothese H2) sowie der Erinnerungsleistung (Hypothese H3) zwischen den Generationen. Zudem wird das Wissen und die Einstellungen zur Studienthematik, insbesondere zur Anwendung geschlechtergerechter Sprache, erhoben.

Die Ergebnisse zeigen, dass geschlechtergerechte Textfassungen in journalistischen Texten generationenübergreifend bezüglich ihrer Textqualität und der wahrgenommenen Medienglaubwürdigkeit ähnlich gut bewertet sowie bezüglich der Inhalte ähnlich gut erinnert werden. Die Thematik der Geschlechtergerechtigkeit und insbesondere die in diesem Sinne angewandte geschlechtergerechte Sprache wird jedoch von älteren Generationen kritischer gesehen als von jüngeren Generationen. Interessant ist auch, dass generationenübergreifend lediglich knapp die Hälfte der Studienteilnehmenden die Funktion von Gendersternen richtig bestimmen kann. Zudem werden als bevorzugte Anrede von Personengruppen generationsübergreifend geschlechtergerechte Formulierungen genannt. So bevorzugen jüngere Generationen Formulierungen mit Gendersternen während ältere Generationen Beidnennungen zweier Geschlechter präferieren. Zusammenfassend kann bei der Anwendung geschlechtergerechter Sprache generationsübergreifend keine Beeinträchtigung der Medienqualität eines journalistischen Nachrichtenbeitrags festgestellt werden. Lediglich beim Sinn und Zweck sowie der Art der Umsetzung geschlechtergerechter Sprachformen sind die Generationen sich uneinig.