Insbesondere beim Auftreten bisher unbekannter Ereignisse verändert sich die Berichterstattung durch die Entstehung neuartiger Deutungsmuster, die vor allem in der Kommentierung deutlich zum Ausdruck kommen. Da die Nachrichtenmedien durch Framing die Wahrnehmung der Bevölkerung über die Entwicklung und die Bedeutung der Corona-Krise maßgeblich beeinflussen, wurde in der Arbeit der Frage nachgegangen, welche Deutungsmuster während der Anfangszeit der Corona-Pandemie in der regionalen und überregionalen Presseberichterstattung auftraten. Den theoretischen Rahmen bildete der Framing-Ansatz im Kontext von Krisenkommunikation und Einflussfaktoren auf die Nachrichtenkonstruktion.
Zur Beantwortung der Frage wurden insgesamt 40 Beiträge aus der taz, FAZ, SZ, Spiegel, Welt und Zeit sowie aus acht regionalen Zeitungen anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse mit anschließender inhaltlicher Strukturierung und typisierender Zuspitzung untersucht. Anhand der Untersuchung konnten sieben verschiedene Deutungsmuster ermittelt werden. Die Ergebnisse der Arbeit ermöglichen Schlussfolgerungen für die journalistische Gesundheitskommunikation in Krisenzeiten. Da das Auftreten der Pandemie ein Schlüsselereignis darstellt, konnten sich die Journalist*innen nicht an vorhandenen Deutungsmustern orientieren und mussten neue Interpretationsrahmen für ihre Berichterstattung festlegen. Die identifizierten Deutungsmuster bieten infolgedessen einen Überblick über den Umfang des „Stocherns im Nebel“ der Journalist*innen.
Es wird deutlich, dass mit jeder Perspektive eines Deutungsmusters bestimmte Dinge fokussiert werden, während andere Aspekte der Krise in den Hintergrund rücken oder gänzlich ausgeblendet werden. Lediglich zwei der sieben Deutungsmuster nähern sich dem Virus aus einer medizinischen Perspektive und werten die Situation in erster Linie als Gesundheitskrise. Bei anderen rücken die Einschränkung von Freiheitsrechten oder die wirtschaftliche Situation in den Fokus. So werden durch die von Journalist*innen angewendeten Deutungsmuster unterschiedliche Bilder von der Krise und deren Auswirkungen gezeichnet und vielfältige Sichtweisen auf die Pandemie ermöglicht. Die Ergebnisse widersprechen dem Vorwurf einer gleichgeschalteten Medienlandschaft und zeigen die Vielfalt der Meinungsäußerungen in der Presse. Durch die Verfügbarkeit verschiedenster Frames in der Berichterstattung können die Rezipierenden aus unterschiedlichen Interpretationsrahmen auswählen, um die dargestellten Informationen selbst einzuordnen.