Rezo, Louisa Dellert und Co. – seit ein paar Jahren sorgen Influencer*innen im politischen Kontext vermehrt für Aufmerksamkeit. Durch ihre überwiegend junge Zielgruppe (JIM, 2019) werden sie stetig relevanter für die politische Kommunikation und Beeinflussung der politischen Meinung ihrer Nutzer*innen (Duckwitz, 2019). Daher untersucht diese Arbeit die Rolle von Influencer*innen in der politischen Meinungsbildung von Jugendlichen. Ein sinkendes Medienvertrauen sowie eine hohe Nutzung von Influencer*innen machen diese bei Jugendlichen als potenzielle Meinungsführer interessant, die zudem eine Persuasionseffektivität im Rahmen der Quellenglaubwürdigkeit und Parasozialen Beziehung haben könnten.
Auf Grundlage dieser Annahmen wurden zwölf qualitative, halbstandardisierte Leitfadeninterviews mit Jugendlichen zwischen 16 und 22 Jahren durchgeführt, die Influencer*innen nutzen. Zunächst lässt sich feststellen, dass die Nutzungszwecke der Influencer*innen stark variieren und Einfluss auf das Influencer*innen-Bild der Befragten nehmen. Politische Influencer*innen werden bei höherem politischem Interesse ergänzend oder komplementär als Informationsquelle genutzt. Hierbei lassen sich digitale, parasoziale, monomorphe und polymorphe Meinungsführerschaften feststellen. Eine Parasoziale Beziehung kann bei einzelnen Befragten ebenso wie Aspekte der Quellenglaubwürdigkeit nachgewiesen werden. Vor allem politische Influencer*innen wie Rezo werden in ihrer Glaubwürdigkeit von den Befragten besonders hervorgehoben, was ein Einflusspotenzial politischer Influencer*innen auf die politische Meinungsbildung von Jugendlichen zeigt. Der Einfluss von Influencer*innen auf die politische Meinung und Wahlentscheidung von Jugendlichen variiert je nach Nutzungsmotiv, Bild und Glaubwürdigkeit der Influencer*innen sowie Alter, politischem Interesse und politischer Meinung der Jugendlichen. Diese Erkenntnisse werden schließlich in einer Typenbildung nach absteigender Beeinflussung von politischer Meinung und Wahlentscheidung zusammengefasst in die Politikinteressierten, Vielseitig Interessierten, Unterhaltungssuchenden und die Kommerziellen Nutzer*innen. Gerade die persönliche Einschätzung eines Einflusses von Influencer*innen auf die eigene Meinung ist durch einen Verstärker- und einen Third-Person-Effekt gekennzeichnet und sollte in Folgestudien weiter untersucht werden.