Sechs Jahre nach dem Holocaust war Friedrich Torberg, ein streitbarer Polemiker von selten erreichter rhetorischer Begabung, ein ‚heimattreuer‘ (jedoch selbstverständlich nicht im entferntesten ‚völkischer‘) Intellektueller mit ebenso grundsätzlichen wie gefestigten moralischen Überzeugungen, ein bekennender, nein: begeisterter Jude nach Wien zurück gekehrt – in seine sentimental geliebte Heimatstadt, die ihn vertrieben hatte.
In einem politischen Klima, das durch den ‚Zweikampf der Weltanschauungen‘ Nationalsozialismus und Kommunismus gekennzeichnet war, bezog Torberg vermittels der kultur-politischen Monatsschrift FORVM, der er als fast schon absolutistischer Herausgeber seinen Stempel aufzudrücken vermochte, mit Witz und größtem Ernst politisch Position: als erbitterter Kämpfer gegen den Kommunismus.
Von diesen Eckpfeilern des Erkenntnisinteresses ausgehend, versucht sich die Arbeit in der Auseinandersetzung mit der Person Friedrich Torbergs und jenen Sozialisationsbedingungen, die seine ethischen und politischen Überzeugungen geprägt haben, in der Beschreibung des FORVM zur Zeit von Torbergs Herausgeberschaft (1954-65) sowie in der Beleuchtung der Rolle, die der ‚politische Publizist‘ Torberg im FORVM gespielt und jener, die er seiner Monatsschrift dabei zugewiesen hat. Dabei wird versucht, Torbergs Verhältnis zu den extremen politischen Strömungen, die in Wien nach 1945 eine Rolle gespielt haben – Links- und Rechtsextremismus – einer klärenden Analyse zu unterwerfen.
Zwischen den Extremen
Friedrich Torberg als politischer Publizist im Wien der Nachkriegszeit