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Zündstoff für den „Columbine-Effekt“?

Nachahmungsfördernde Merkmale der Berichterstattung über School Shootings in deutschen Print- und Online-Medien

School Shootings sind geplante und zielgerichtete Massenmorde von Schülern an ihren Klassenkameraden und Lehrern. In der Diskussion über die Ursachen solcher Taten steht immer wieder auch die Berichterstattung der Medien im Fokus, wobei Ansteckungs- und Nachahmungseffekte vermutet werden. Die Arbeit gibt erstmals Aufschluss über die Ausprägung der als potenziell nachahmungsfördernd erachteten inhaltlichen Merkmale der Berichterstattung über School Shootings.
Zunächst wird unter Rückgriff auf bereits existierende Leitfäden für die Berichterstattung über Suizid und School Shootings ein Katalog potenziell nachahmungsfördernder Berichterstattungs-Merkmale erstellt. Die Merkmale werden anschließend in einer Inhaltsanalyse der Berichterstattung von zwölf deutschen Print- und Online-Medien gemessen.
Neben einer hohen Berichterstattungs-Intensität kann vermutlich die Fokussierung auf den Täter, die Preisgabe seiner Identität, das Aufstellen von Spekulationen zum Tatmotiv, die Wiedergabe spezifischer Details zum Tatablauf sowie die Förderung der Mythenbildung z.B. durch eine glorifizierende Darstellung des Geschehens das Risiko für Nachahmungstaten erhöhen.
Jeder fünfte nach einem School Shooting veröffentlichte Beitrag weist wenigstens zwei der genannten Elemente auf und ist als bedenklich einzustufen. Problematische Inhalte sind dabei überdurchschnittlich oft in prominent platzierten Artikeln sowie in Berichten über das Tatgeschehen und die Täter zu finden.