Der Kollaps der Wirtschaft als Folge der Finanzkrise seit 2007 hatte nicht nur für Unternehmen, sondern auch für viele Bürger finanzielle und soziale Konsequenzen. Spätestens seit dieser Zeit wird den Medien vorgeworfen, über Wirtschaft zu negativ, gar skandalorientiert zu berichten und Krisen damit zu verstärken. Da sich viele Menschen über Massenmedien informieren, wenn es um abstrakte Themen wie die nationale Wirtschaft geht, erhielten diese so ein verzerrtes Bild.
Diese Arbeit beschäftigt sich auf Basis einer Längsschnitts-Inhaltsanalyse der SZ-Berichterstattung über Wirtschaft von 2005 bis 2012 mit Volumen (N = 2.057) sowie Selektions- und Darstellungsmustern der Medien (N = 529) in Zeiten wirtschaftlicher Normalität sowie Krisen.
Die Analyse zeigt, dass Medien vermehrt berichten, wenn sich die Konjunktur verschlechtert – so auch zu Zeiten der Finanzkrise. Insgesamt ist die Berichterstattung relativ neutral: weder werden einseitig negative Ereignisse Thema der Nachrichten noch ist die Tonalität der Berichterstattung durchweg negativ. Eine Ausnahme bilden Krisen sowie politische Aspekte in Nachrichten, etwa die Problemlösungskompetenz der Politik. Personalisierung und die Reflektion von Unsicherheit kommen, anders als bei anderen Themenbereichen, kaum vor. Die Arbeit zeigt, dass der Vorwurf der Verzerrung nicht haltbar ist, da sich die Berichterstattung an realwirtschaftlichen Indikatoren orientiert und ein verstärkter Negativismus nur in Krisenzeiten auftritt.
Wirtschaft in den Medien – Spiegelbild wirtschaftlicher Entwicklungen oder Ergebnis medialer Selektions- und Darstellungsmuster?
Eine Inhaltsanalyse deutscher Berichterstattung zur nationalen Wirtschaftslage vor, während und nach der Finanzkrise