Die Arbeit ging der Frage nach, ob es einen Zusammenhang zwischen der Persönlichkeit eines Kinozuschauers und dessen Vorliebe für einen bestimmten Kino-Typ gibt und welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten es bei Mainstream- und Programm-Kinobesuchern hinsichtlich Motiven und Nutzungsmustern gibt. Hierbei handelt es sich um eine Lücke in der Rezeptionsforschung, die die individuelle Persönlichkeit meist nur streift und sich für Kino als Minderheitenmedium wenig interessiert.
Mit einem quantitativen Persönlichkeitsfragebogen wurden die „Big 5“ (Extraversion, Neurotizismus, Offenheit, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit) der Kinobesucher erfasst. Dabei zeigte sich, dass Programm-Kinogänger etwas offener, verträglicher und gewissenhafter sind als Mainstream-Zuschauer. Die Gruppenunterschiede waren jedoch nicht signifikant, also im Rahmen dieser Studie nicht verallgemeinerbar. Gleiches gilt für den direkten Zusammenhang zwischen Kino-Typ und Persönlichkeitsmerkmalen.
In einem zweiten Schritt brachten qualitative Gruppendiskussionen Gemeinsamkeiten, beispielsweise den Wunsch nach Neuem und Überraschendem, zum Vorschein. Unterschiede zeigten sich z.B. in der Vorliebe der Mainstream-Zuschauer für die Machart der Filme, im Gegensatz zum hohen Stellenwert der Story beim Programm-Kinopublikum. Als wesentlicher Aspekt für die Wahl des Kino-Typs stellte sich der Alltag heraus, der mit zunehmender Gleichförmigkeit und Langeweile ins Mainstream-Kino lockt.
Wir sehen was wir sind?
Persönlichkeitsstruktur, Nutzungsmuster und Motive von Mainstream- und Programmkinopublikum