Oftmals sind es die vielen kleinen Steinchen, die eine Lawine auslösen – so auch in der DDR 1989. In der Magisterarbeit werden Teilaspekte der ‚Wendezeit‘ im Kontext sozialpsychologischer Erkenntnisse zur Theorie öffentlicher Meinung betrachtet. Es handelt sich um eine Perspektive der Innenansicht auf der Ebene der Bürger; der untersuchte Zeitraum erstreckt sich von Mai 1989 bis März 1990. Neben der breiten, interdisziplinär angelegten Basis wissenschaftlicher Literatur stützt sich die Arbeit auf authentische Berichte von DDR-Bürgern, die vor allem in Tagebüchern festgehalten wurden. Werkzeug für die qualitative Inhaltsanalyse der Wendeliteratur ist ein von der Autorin modifizierter Fragebogen.
Nach einer Einführung zur Situation in der DDR in den letzten Jahren ihres Bestehens wird mit ausgewählten Akteuren der Wendezeit der Weg der Ereignisse abgeschritten. Die mutigen Aktionen der Oppositionellen oder die großen Demonstrationen sind jedoch nur die Spitze des Eisberges. Oft genügten schon winzige Zeichen und Symbole – Möglichkeiten, die jedem zur Verfügung standen, um seine Ablehnung zu signalisieren. Eine umfangreiche Dokumentation enthält Beispiele für verschiedene Ausdrucksformen öffentlicher Meinung. Das abschließende Kapitel widmet sich der Wahrnehmungskluft zwischen eigenen Beobachtungen im Umfeld und der manipulierten Berichterstattung in den DDR-Medien. Zudem werden Befunde zum westdeutschen Medientenor vorgestellt und mögliche Schweigespiralprozesse diskutiert.