Proteste sind ein zentraler Bestandteil von Demokratien. Am Beispiel moderner Protestbewegungen lässt sich das bedeutende politische Potenzial von Social Media Plattformen beobachten. Diese ermöglichen eine schnelle Mobilisierung von Anhängern, sowie eine beachtliche Erweiterung der Reichweite von Bewegungen. Die Mobilisierungsthese als theoretische Grundlage der vorliegenden Bachelorarbeit besagt, dass sich durch die zunehmende Nutzung des Internets auch die Art verändern wird, wie Bürger*innen mit politischen Themen interagieren. Ziel der Arbeit ist es, anhand aktueller Forschungsliteratur zur Mobilisierungsthese Faktoren zu identifizieren, die die Mobilisierung zur Teilnahem an Protestbewegungen ermöglichen. Hierfür wurde eine systematische Literaturarbeit in zwei sozialwissenschaftlichen Datenbanken durchgeführt.
Auf Basis von 21 aktuellen Studien, die verschiedene soziale Bewegungen weltweit untersucht haben, konnte folgendes festgestellt werden: Bisher bekannte Personeneigenschaften und soziodemografische Merkmale, wie ein junges Alter, hohes Einkommen und politisches Interesse, haben weiterhin einen positiven Einfluss auf die Protestteilnahme über Social Media Plattformen. Darüber hinaus zeigt auch das Empfinden von persönlicher und gruppenbezogener Effektivität, sowie die Identifikation mit den zugrundeliegenden Problemlagen einen positiven Einfluss auf die Protestpartizipation. Die häufigste Form der Partizipation ist nach wie vor die Teilnahme an Offline-Protesten. Unterschiedliche Formen der Online-Partizipation, wie „Citizen-Journalism“ oder die Teilnahme an Online-Diskussionsgruppen wurden auch identifiziert. Einen positiven Einfluss auf die Partizipation an Offline-Protesten zeigte die Online-Interaktion mit Gleichgesinnten.
Social Media Plattformen sind somit nicht mehr nur als neue Informationsquelle anzusehen, da auch vermehrt unterschiedliche Formen des Online-Aktivismus beobachtet werden können. Ein vollständiger Wechsel von Offline- hin zu Online-Protestaktivität konnte jedoch nicht beobachtet werden. Die Nutzung solcher Plattformen kann daher als eine wichtige Ergänzung zur Offline-Aktivität von Protestbewegungen gesehen werden.