Therapietreue gilt neben der Wirksamkeit einer Behandlung als Fundament jeder Therapie – ohne aktive Mitarbeit des Patienten können die zwischen Arzt und Patient vereinbarten Ziele kaum erreicht werden. Insbesondere bei chronischen Erkrankungen ist mangelnde Therapietreue dokumentiert, woraus sich Anknüpfungspunkte für Interventionen ergeben. Ziel der Arbeit war es herauszufinden, welche psychologischen Faktoren auf die Therapietreue bei Multipler Sklerose wirken und inwiefern eine Intervention hierauf Einfluss ausübt. Das Information-Motivation-Strategy-Model war übergreifende Klammer, unter dem Gesundheitswissen und -kompetenz sowie der Reasoned Action Approach und das Health Belief Model gefasst wurden. Eine (quasi-)experimentelle Online-Befragung mit n = 108 MS-Patienten aus dem BETAPLUS®-Therapiebegleitprogramm von Bayer erfasste die Wirkweise einer Intervention, bei welcher eine Informationsbroschüre ausgehändigt wird.
Im Ergebnis werden 82 Prozent der Befragten die Therapie mit Interferon beta-1b fortsetzen. Maßgeblich hierfür ist nicht das Gesundheitswissen, sondern die Einstellung zur Therapie, wobei die Wahrnehmung von Nachteilen kein relevanter Prädiktor ist. Die Nutzung der Broschüre wirkt positiv auf Therapietreue und Einstellung ein, nicht aber auf die injunktive Norm. Die Nutzung erhöht auch weder Gesundheitswissen noch Gesundheitskompetenz. Interventionen sollten Patienten in ihrer Entscheidung bestärken und ihnen Strategien zur Krankheitsbewältigung nahelegen.
Wie bewerten informierte Patienten ihre Therapie?
Der Einfluss von Patientenbegleitprogrammen auf das Wissen über die Krankheit und die Bewertung der Therapie am Fallbeispiel Multiple Sklerose