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Wer traut schon der „Lügenpresse“?

Eine Analyse des Vertrauens in Journalismus am Beispiel der Flüchtlingsberichterstattung

Der Mangel an Glaubwürdigkeit des Journalismus wird zunehmend in Meinungsumfragen, der medialen Berichterstattung und öffentlichen Debatten thematisiert. Insbesondere die etablierten deutschen Nachrichtenmedien, wie z. B. der öffentlich-rechtliche Rundfunk, stehen in der Kritik. Die vorliegende Arbeit untersucht das Vertrauen von Rezipienten in traditionelle deutsche Nachrichtenmedien anlässlich der Berichterstattung über die Flüchtlingssituation sowie verschiedene Faktoren, die dieses Vertrauen beeinflussen. Dazu wurde eine Online-Umfrage mit 214 Teilnehmern durchgeführt. Vertrauen in Journalismus wurde nach Kohring (2004) definiert und anhand mehrerer Dimensionen erfasst. Des Weiteren wurden das Vertrauen in Politik, die wahrgenommene Unabhängigkeit des Journalismus, politische Einstellungen, Einstellungen zur Flüchtlingsthematik und das Nachrichtenrezeptionsverhalten erhoben.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Vertrauen in Politik sowie der wahrgenommenen Unabhängigkeit des Journalismus in positivem Zusammenhang mit dem Vertrauen in Journalismus stehen und bedeutsame Einflussfaktoren darstellen. Personen mit unterschiedlichen Parteipräferenzen weisen signifikante Unterschiede hinsichtlich ihres Vertrauens in Journalismus auf. Insbesondere Personen mit einer Präferenz für die Parteien AfD und die Linke sowie Nichtwähler zeigen geringe Vertrauenswerte. Es besteht allerdings kein Zusammenhang zwischen der politischen Werteorientierung und dem Vertrauen in Journalismus.