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„… wer hat den Mann mit dem Koks bestellt?“

Zur Divergenz medialer Verarbeitung prominenter Kokaindelikte

Weshalb sind Kokaindelikte von Prominenten häufig wiederkehrende Nachrichten von relativ hohem publizistischen Interesse? Welche Unterschiede lassen sich in ihrer medialen Bearbeitung erkennen?
Die skandaltheoretischen Grundlagen nach Hondrich und Kepplinger bilden den Begriffskonsens. Daran folgt die qualitative Analyse von Pressetexten der Süddeutschen Zeitung (SZ), der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und der Bild-Zeitung über die Kokaindelikte der Prominenten Konstantin Wecker, Christoph Daum, Michel Friedman und Jörg Immendorff. Diese hier angewandte qualitative Analyse basiert auf der Grounded Theory und hat das Ziel der Thesengenerierung.
So macht die Analyse der einzelnen Fälle z.B. deutlich, dass die FAZ ein Kokaindelikt stärker als boulevardtypisches Thema ansieht und zur eigenen Abgrenzung dementsprechend reduziert berichtet.
Dagegen lässt sich die SZ mehr auf die Charakteristik eines derartigen Vorfalls ein und erstattet umfangreicher Bericht über jeglichen Aspekt des Vorfalls.
Bei der Thematisierung der Delikte in Bild resultiert die Empörung über das Verhalten von Prominenten einzig und allein aus privaten Details.
Obwohl die jeweiligen Vorfälle von den Medien als Skandale bezeichnet werden, bleibt dem Leser die gesellschaftliche Relevanz, die einem Skandal grundsätzlich attestiert wird, verborgen. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass die Missachtung einer Offizialnorm als Voraussetzung angesehen wird, mehrere Tage glänzend unterhalten zu werden.