In Deutschland werden Sexismus und sexualisierte Gewalt wiederholt in den sozialen Medien diskutiert. Wie der Fall des Comedian Luke Mockridge, der mit Vorwürfen sexualisierter Gewalt belastet wurde, zeigt. In dieser Arbeit werden in dem Twitter-Diskurs persönliche Erfahrungsberichte zu sexualisierter Gewalt untersucht, feministische und antifeministische Positionen sowie die Frage danach, wie die Tweetenden Vergewaltigung definieren.
Theoretisch verorten lässt sich die Untersuchung in den kommunikationswissenschaftlichen Gender Studies und der Öffentlichkeitsforschung. Als Methode wurde die Kritische Diskursanalyse nach Siegfried und Margarete Jäger gewählt. Zudem wurden Inhalte der Social Media Critical Discourse Studies hinzugezogen. Das Untersuchungsmaterial umfasst 600 Tweets, die vom 03.04.2021 bis 03.08.2022 veröffentlicht wurden.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Tragweite und Grausamkeit von sexualisierter Gewalt durch persönliche Erfahrungsberichte sichtbar werden. Ein Teil der Tweetenden drückt Unterstützung für Überlebende sexualisierter Gewalt aus. Gegensätzlich dazu gibt es Positionen, die dafür Bedingungen wie Beweise fordern und Vergewaltigungsmythen reproduzieren. Luke Mockridge wird als Täter oder Opfer verstanden, während „Frauen“ als die Opfer von sexualisierter Gewalt eingeordnet werden. Für die weitere Forschung werden Themen aufgedeckt wie die Betrachtung weiterer Ungleichheitsdimensionen, die Verbindung des Twitter-Diskurses zu anderen Fällen sowie die Rolle journalistischer Artikel. Letztlich könnte diese Aufarbeitung dazu führen herauszufinden welche Art von Aufklärung nötig ist, damit Menschen nicht zu Täter:innen werden und Überlebende keine Anfeindungen mehr erleben müssen.