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Welche Strategien verfolgt der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf Drittplattformen?

Eine empirische Analyse anhand leitfadengestützter Experteninterviews

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk publiziert in den vergangenen Monaten und Jahren vermehrt über Drittplattformen wie beispielsweise Instagram, Snapchat oder TikTok. Doch in welchem Verhältnis stehen die öffentlich-rechtlichen Medienhäuser zu den Drittplattformen und welche Bedeutung messen sie ihnen bei? Inwiefern rutschten sie durch das Publizieren ihrer Inhalte auf der jeweiligen Plattform stärker in ein Abhängigkeitsverhältnis zu den Drittplattformbetreibern? Und welche Rolle spielen dabei auch die Rezipienten, die sich laut übereinstimmender Studien mehr und mehr auf Drittplattformen bewegen und dort Nachrichten rezipieren?

Die vorliegende Bachelorarbeit greift all diese Fragen auf und untersucht, welche Strategie die öffentlich-rechtlichen Medienhäuser beim Publizieren auf Drittplattformen verfolgen und mit welchen Problemen sie sich dabei konfrontiert sehen. Als Untersuchungsmaterial dienen sieben leitfadengestützte Experteninterviews mit Social-Media-Verantwortlichen verschiedener öffentlich-rechtlicher Medienhäuser. Diese wurden mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) ausgewertet.

Die Ergebnisse zeigen, dass Drittplattformen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk einen wachsenden Stellenwert besitzen und von den Medienhäusern genutzt werden, um eine individuelle Markenidentität aufzubauen und um Reichweite zu generieren. In diesem Zusammenhang spielt auch der öffentlich-rechtliche Vollversorgungsauftrag eine wichtige Rolle, da die Medienhäuser über Drittplattformen Zielgruppen erreichen möchten, die sie über das lineare Programm nicht (mehr) erreichen. Facebook, Instagram und YouTube haben sich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als die drei relevantesten Drittplattformen herauskristallisiert. Dennoch bedienen sich die Medienhäuser darüber hinaus noch anderer sozialer Netzwerke, um in direkten Kontakt mit dem Publikum zu treten und die Drittplattformen dabei als Rückkanal nutzen zu können.