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„Was Sie hier sehen, ist möglicherweise die Antizipierung für das, was später kommt“ (Fußballkommentator Wilfried Mohren)

Ein inhaltsanalytischer Vergleich zur Rolle des Live-Kommentators im Kontext der Konstruktion von Medienrealität bei Fußballübertragungen im Fernsehen

Massenmedien sind nicht in der Lage, mit ihrer Berichterstattung ein unverändertes Abbild der Realität zu schaffen. So sieht der Zuschauer bei Fußballübertragungen im Fernsehen immer nur den Spielausschnitt, den der Bildregisseur auswählt. Durch technische und dramaturgische Mittel (bspw. Zeitlupen) wird das ‚reale‘ Sportereignis weiter verfremdet, wodurch eine eigene Sportmedienrealität entsteht. Ziel der Arbeit ist es, die Rolle des Live-Kommentars im Kontext der Konstruktion von Medienrealität bei Fußballübertragungen im Fernsehen zu erfassen.
Aufgrund der bislang geringen Beachtung des Phänomens in der Wissenschaft sollte der Forschungsgegenstand mithilfe einer qualitativen Herangehensweise exploriert werden. Auf der Grundlage von vier theoriegeleiteten Dimensionen wurde mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse ein Vergleich von jeweils zwei Kommentaren desselben Fußballspiels durchgeführt, um den spezifischen Charakter eventueller Veränderungen der Medienrealität durch die Kommentare herauszufinden.

Es wurde festgestellt, dass die Kommentatoren durch verschiedene Mittel in den Bereichen Dramaturgie, Bewertung des Geschehens, Bezugsgrößen der Beschreibung, Distanz zwischen Kommentator und Rezipient sowie einigen durch die Dimensionen nicht erfassten Auffälligkeiten in der Lage sind, auf unterschiedliche Weise den Gesamteindruck des audiovisuell vermittelten Ereignisses zu verändern.