transfer 11(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Warum und wann lesen Jungen der vierten Grundschulklasse

Lesemotivation bei Jungen

Lesen ist eine wertvolle Kernkompetenz in unserer Gesellschaft, deren Bedeutung in allen sozialen Schichten in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Die Resultate verschiedener Untersuchungen hinsichtlich des Leseverhaltens machen nicht allein auf Sozialisationsunterschiede aufmerksam, sondern zeigen stets frappierende Differenzen zwischen den Geschlechtern. Während das Leseverhalten von Mädchen vor allem durch Leseenthusiasmus gekennzeichnet ist, ist das der Jungen eher von Leseunlust und Leseschwierigkeiten geprägt. Was also kann Jungen zum Lesen animieren?
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit beschränkt sich die Autorin zur Beantwortung dieser Frage auf eine persönlich durchgeführte Fallstudie mit zehn 10-Jährigen Jungen der vierten Grundschulklasse, sowie deren Müttern. Sie gibt Aufschluss über deren Leben, Sozialisation und Leseverhalten.
Die qualitative Untersuchung zeigt, dass die Soziale Schicht für das Leseverhalten der Kinder prägnant ist.
Theoretisch betrachtet ist Lesemotivation Bestandteil des (Kreislauf-)Systems Lesen, zu dessen Funktionalität alle Faktoren im Gleichgewicht sein müssen. Schließlich entsteht Lesemotivation durch ein Zusammenspiel verschiedenster Faktoren. Hierbei gilt es nicht nur sozialisationsbedingte und geschlechterspezifische Unterschiede zu betrachten, sondern auch auf die sich daraus ergebenden typischen jungenspezifischen Divergenzen einzugehen. Eine Besonderheit liegt meines Erachtens in der bislang verkannten Vorbildfunktion des Vaters.