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Vertrauen ist gut, Kontroverse ist besser? Experten in der Wissenschaftsberichterstattung

Eine vergleichende Inhaltsanalyse von Print- und TV-Beiträgen zur Schweinegrippe

An kaum einem anderen Thema arbeiteten sich die Medien im Jahr 2009 so langanhaltend ab, wie an der Schweinegrippe. Dabei versuchten sie zu informieren und zu beraten, bildeten aber gleichzeitig auch politische Kontroversen, etwa um die Impfung, ab. Beratungs-, Diskussions- und Einordnungsleistungen werden in den Medien mittlerweile verstärkt von Experten übernommen, wobei deren Meinungen oft automatisch als vertrauensvolle Informationen dargestellt werden. Aktuell wird in der kommunikationswissenschaftlichen Forschung daher diskutiert, inwiefern wissenschaftliche Aussagen in politischen Debatten instrumentalisiert werden und welche Funktion Wissenschaftsjournalismus (WJ) in der Gesellschaft einnimmt. Während in der Forschung lange Zeit die Auffassung dominierte, WJ diene vornehmlich zur ‚Belehrung‘ der Bevölkerung, wird mittlerweile aus einer systemtheoretischen Perspektive heraus die autonome Beobachterfunktion des WJ hervorgehoben. Auf Grundlage einer vergleichenden Inhaltsanalyse von Zeitungs- und Fernsehbeiträgen über die Schweinegrippe wird in der Arbeit daher untersucht, welche qualitativen journalistischen Leistungen hier erbracht wurden und welche Rolle dabei Expertenkommentare gespielt haben. Dabei wird deutlich, dass Experten in der Berichterstattung eine besonders dominante Position eingenommen haben und zum größten Teil positiv dargestellt wurden. Eine umfangreiche Einordnung der Experten und eine Kommentierung der Themen wurde zumeist jedoch nicht geleistet.