Das Ziel in der vorliegenden Arbeit ist es zu beantworten, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der deutschen und französischen Presseberichterstattung vorliegen. Vorangegangene Studien kamen hierbei zu unterschiedlichen Ergebnissen. Diese Untersuchung wird am Beispiel der innereuropäischen Grenzschließungen während der COVID-19-Pandemie durchgeführt.
Die Forschungsfrage lautet demnach: „Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten lassen sich in der Presseberichterstattung deutscher und französischer überregionaler Qualitätszeitungen zu innereuropäischen Grenzschließungen während der COVID-19-Pandemie feststellen?“.
Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde eine qualitative Inhaltsanalyse durchgeführt, in der Presseartikel deutscher und französischer überregionaler Qualitätszeitungen untersucht wurden. Für Deutschland fiel die Wahl auf die Süddeutsche Zeitung, sowie auf die Frankfurter Allgemeine Zeitung und für Frankreich auf Le Monde und Le Figaro. Untersuchungsgegenstand sind Artikel, die im Zeitraum vom 10.03.2020 bis zum 15.06.2020 veröffentlicht wurden. Als Eingrenzungsstrategie wurde eine Schlagwort-Recherche angewendet, die die Begriffe „Europa“, „Grenzschließung“, sowie „Covid-19“ und Synonyme dieser Wörter enthielt. Für die qualitative, kategoriegeleitete Inhaltsanalyse wurden die induktiven Kategorien „Allgemeine Bewertung Grenzschließungen“, „Spürbare Folgen Grenzschließungen“, „Bedeutung Europas“, „Zukunft Europas“ und „Rhetorische Mittel und Wortwahl“ gebildet.
Die qualitative Studie hat gezeigt, dass sich Unterschiede aufgrund verschiedener Rahmenbedingungen der Berichterstattung und durch die abweichende Fokussetzung im Bezug auf europäische Werte ergeben. Während sich die deutsche Presseberichterstattung auf nationalistisches Gedankengut und europäische Errungenschaften konzentriert, so liegt in der französischen Presse der Fokus stärker auf der Frage nach Solidarität zu Zeiten der innereuropäischen Grenzschließungen. Die deutsche Presse hat weiterführend das Konstrukt Europas mehr als Ganzes im Blick, wohingegen die französische Presse auch die Positionen einzelner Länder und Randmeinungen abdeckt. Die Gemeinsamkeiten sind darauf zurückzuführen, dass beide Länder westliche Demokratien sind und sich demnach auch die Mediensysteme in bestimmten Aspekten ähneln. Durch die empirische Untersuchung wurden außerdem Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den links eingestellten und den konservativeren Zeitungen, ganz unabhängig vom Herkunftsland, ermittelt.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass der deutsche und der französische Journalismus, trotz unterschiedlicher nationalspezifischer Einflüsse, immer mehr konvergieren. Es findet demnach eine Homogenisierung der Mediensysteme Deutschlands und Frankreichs statt. Weiterführende quantitative Forschung kann Aufschluss über das Konvergieren des Journalismus in Deutschland und Frankreich bzw. in westlichen Demokratien im Allgemeinen geben.