Aufbauend auf der Skandalforschung wird die öffentliche Kommunikation zuvor identifizierter, relevanter Akteure rund um den Steuerskandal um Uli Hoeneß beleuchtet. Selten zuvor gab es in der Bundesrepublik einen prominenten Steuerfall, bei dem so hohe Summen hinterzogen wurden und der Steuersünder trotzdem noch Zuspruch aus Teilen der Öffentlichkeit erfahren hat. Zur Klärung der primären Forschungsfrage „Wie haben unterschiedliche Akteure während des Skandals kommuniziert?“ wurde eine Einzelfallstudie als Untersuchungsanlage herangezogen. Datengrundlage waren 130 Artikel aus vier wöchentlich erscheinenden, deutschen Pressepublikationen. Dabei handelte es sich um eine Vollerhebung des Zeitraumes von April 2013 bis Juni 2014.
Die Ergebnisse der Arbeit fokussieren drei Akteursgruppen: Skandalisierer, Skandalisierte und Publikum. Während die Medien als Skandalisierer durch ihre Kommunikation die Skandalisierung Uli Hoeneß‘ systematisch vorangetrieben und narrativ inszeniert haben, hat Uli Hoeneß als Skandalisierter öffentliche Äußerungen weitgehend gemieden und nur wenige Male strategisch geleitet kommuniziert. Seine Kommunikationstaktik war äußerst defensiv. Der größte Meinungspluralismus findet sich im Publikum. Hier gibt es jene, die für Uli Hoeneß Partei ergreifen und andere, die ihn massiv kritisieren. Implizit verweist die Arbeit auch auf mögliche Motive für das öffentliche Zustimmungs- und Ablehnungsverhalten und stellt Argumentationsstrukturen vor.