In den letzten Jahren hat sich der Markt der sozialen Netzwerkmedien um die Videoplattform TikTok erweitert. TikTok bietet den Nutzer*innen die Möglichkeit kurze, prägnante Videoclips aufzunehmen, zu bearbeiten und zu veröffentlichen. Dabei setzt TikTok auf einen datengesteuerten Algorithmus. Dieser schlägt den Nutzer*innen Videos vor, die denen ähneln, mit welchen sie zuvor interagiert haben. Videos werden mit sogenannten “Sounds” untermalt, die häufig aus kurzen Sequenzen aktueller (Pop-)Musik bestehen. Einige der größten kommerziellen Erfolge der Musikbranche haben ihren Ursprung auf TikTok, da Nutzer*innen viele Videos mit bestimmten Songs konsumiert und geteilt haben und so Viralität kreiert wurde. Trotz des scheinbar großen Einfluss TikToks auf den Musikmarkt, wurde dieses Phänomen noch nicht wissenschaftlich betrachtet. Die vorliegende Arbeit hatte das Ziel einen ersten Beitrag zur Erforschung TikToks im Kontext des Musikkonsums zu leisten.
Durch den Einsatz von problemzentrierten Interviews konnten Erkenntnisse über das Nutzungsverhalten von TikTok-Nutzer*innen und die Art, wie mit Musik auf TikTok interagiert wird, erlangt werden. Zentral ist, dass TikTok keine anderen sozialen Netzwerkmedien ersetzt, sondern eine Erweiterung der sonstigen Nutzung anderer Plattformen darstellt. Soziale Interaktionen scheinen eine untergeordnete Rolle zu spielen und besonders der einfache Konsum von neuen Inhalten steht im Fokus der Befragten. Auch im Kontext des Musikkonsums setzt sich dieses Nutzungsverhalten fort. TikTok ersetzt nicht Streaming-Plattformen wie Spotify als Zentrum des Musikkonsums, sondern bietet den Befragten die Möglichkeit mit neuer Musik zu interagieren und den eigenen Musikgeschmack zu erweitern. Hervorzuheben ist dabei, dass besonders die häufige Wiederholung von Songs dazu führt, dass den Befragten die Musik im Gedächtnis bleibt und diese auch außerhalb ihrer TikTok-Nutzung mit der Plattform assoziieren.