Medienberichterstattung soll zur Integration von Migranten beitragen. Bisher unterscheidet die Forschung zur Mediendarstellung von Migranten die Akteursrollen ‚aktiver Sprecher’ und ‚passiver Objekte’. Diese Arbeit erweitert die Rollen um ‚neutrale Adressaten’. Die medial vermittelten Interaktionen der Akteure werden als ‚symbolisches Netzwerk’ medialer Repräsentation verstanden. Hierauf sind netzwerkanalytische Indikatoren medialer Debatten, wie die Prominenz, das Prestige oder der Konfliktgrad anwendbar. Diese münden in einem erweiterten Modell öffentlicher Repräsentation: der ‚Aktiv-Passiv-Bilanz’ der Mediendarstellung von Migranten. Die Bilanz verdeutlicht, inwiefern Medien Migranten integrieren, d.h. sie entweder adäquat zu repräsentieren oder in bestimmten Rollen über- bzw. unterzurepräsentieren.
Eine Claim- und Netzwerkanalyse deutscher Presseberichte vom Juni 1999 und 2009 ermittelt Migranten als relativ adäquat repräsentiert. Die untersuchten Diskurse diskriminieren Migranten 2009 nicht mehr als passive, kritisierte Objekte. In der aktiven Sprecherrolle definieren sie ihre Interessen stets sehr kritisch. Im neutralen Bereich der Bilanz sind Migranten als Adressaten überrepräsentiert, werden aber am stärksten legitimiert. In den Debatten überwiegt insgesamt der Konsens. Demnach ermöglicht der medial beeinflusste Integrationsprozess nur kleine Fortschritte zu Gunsten einer ausgeglichenen Rolle von Migranten in der sie selbst betreffenden öffentlichen Debatte.