Inwieweit haben sich die ‚Sound Bites‘ (Originaltöne im Bild) der Kanzlerkandidaten in den Wahlkämpfen von 1994 bis 2002 in den Hauptnachrichtensendungen von ARD, ZDF, SAT1 und RTL verändert? Besonderes Interesse gilt der Frage, ob die Ergebnisse die These der zunehmenden Personalisierung der Politik stützen. Zudem wird untersucht, welche Einflussfaktoren auf die Sound Bites wirken.
Die Daten des Wahljahres 1994 wurden mittels einer Primäranalyse erfasst, die der Wahljahre 1998 und 2002 mittels Sekundäranalyse. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich jeweils auf die letzten vier Wochen vor der Wahl.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen einerseits Tendenzen der Personalisierung/Amerikanisierung, da beiden Kanzlerkandidaten in Sound Bite-Anzahl und durchschnittlicher Sprechdauer die gleiche mediale Präsenz ermöglicht wurde. Andererseits folgen deutsche Wahlkämpfe nicht dem amerikanischen Vorbild, die durchschnittliche Dauer der Kanzlerkandidaten-Sound Bites bei steigender Anzahl zu reduzieren. Auf eine Personalisierung im Rahmen der Boulevardisierung könnte die Ausweitung der Zuschreibungsebenen von Urteilen auf persönlichere Bereiche hinweisen.
Desweiteren werden von den Journalisten bevorzugt Sound Bites ausgewählt, die im Kontext aktueller und kontroverser Themen fallen, und solche mit einem hohen Nachrichtenwert bzgl. des Nachrichtenfaktors ‚Negativismus‘. ARD und RTL tendieren stärker zu einer Gleichverteilung zwischen positiven und negativen Urteilen als die anderen Sender.
Sound bites im Wahlkampf
Eine Längsschnittstudie (1994, 1998, 2002)