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Societas Perfecta? Missbrauch in der katholischen Kirche?

Die Krisenkommunikation der katholischen Kirche in Deutschland und die Berichterstattung der unabhängigen deutschen Medien

Die Enthüllungen zahlreicher Missbrauchsfälle von Priestern gegenüber Schutzbefohlenen stürzten die katholische Kirche in Deutschland im Jahr 2010 in eine existentielle Krise. Die schweren moralischen Vergehen zogen großes öffentliches Interesse nach sich und lösten Empörung aus. Das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Kirche wurden erschüttert. Der Skandal entwickelte sich zu einer grundlegenden Vertrauenskrise.
Die Arbeit untersucht mittels einer standardisierten Inhaltsanalyse die Krisenkommunikation der katholischen Kirche und die Berichterstattung von zwei deutschen überregionalen Tageszeitungen anlässlich dieses Skandals. Ziel der Arbeit ist es, Erkenntnisse über die kommunikativen Funktions- und Vorgehensweisen von Journalismus und PR im Krisen- und Skandalfall zu erlangen. Der aktuelle Missbrauchsskandal eignet sich hierfür als ideales Fallbeispiel.
Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede in dem kommunikativen Umgang mit der Krise seitens PR und Printmedien. Die untersuchten Pressemitteilungen zeichnen das Bild einer offensiven Informationsstrategie, die mittels vertrauensbildender Meldungen und den Verzicht auf negative Darstellungen, eine positive Mitgestaltung der Debatte bezweckt. Die untersuchten Zeitungen berichten kritischer über die Ereignisse. Ihrem journalistischen Auftrag gemäß, greifen sie die Verfehlungen der katholischen Kirche auf und ermöglichen einen kritischen, öffentlichen Diskurs, ohne jedoch eine antikatholische Hetzkampagne zu betreiben.