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Sexism and Crime – Warum akzeptieren RezipientInnen das sexistische Handeln von Antihelden?

Eine qualitative Befragungsstudie am Beispiel der Serie "Sons of Anarchy"

Sexismus gilt allgemein als verabscheuungswürdiges Verhalten in unserer Gesellschaft, das es in jedem Fall zu vermeiden gilt. Dennoch haben Antihelden-Serien, die sexistische Handlungen nicht nur porträtieren, sondern als normal darstellen, eine große Fan-Gemeinde. Wie kann das sein? Dehnen RezipientInnen ihre eigenen Grenzen der Moral? Oder nehmen sie den Sexismus gar nicht als solchen wahr?

Die leitende Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit lautet demnach: Warum akzeptieren RezipientInnen das sexistische Verhalten von Antihelden? Durch verschiedene Theorien der Moralforschung, des Enjoyments von Serien sowie über sexistische Witze und Pornografie wurde versucht, sich der Beantwortung dieser Frage zu nähern. Denn, die Akzeptanz von Sexismus in Antihelden Serien ist noch nicht erforscht. Dementsprechend musste die theoretische Grundlage aus verschiedenen Theorien gebildet werden. Ein zentraler Punkt hierbei war, dass bei Sexismus nicht zwangsläufig von einem negativen Verhalten die Frage ist, wodurch nur Theorien der Moralforschung als Grundalge hierbei nicht ausreichten.

Auf dieser Basis konnte ein Leitfaden erstellt werden und 10 qualitativen Leitfadeninterviews geführt werden. Dort wurden Fans der Serie „Sons of Anarchy“ durch verschiedene Items befragt, wie sie den Sexismus in der Serie akzeptieren können.

Es stellte sich heraus, dass die Teilnehmenden verschiedene Mechanismen zur Akzeptanz des Sexismus entwickelten. Manche Befragte empfanden diesen als zur Handlung und zum Setting passend, andere sahen den Sexismus als Darstellung einer Lebensrealität. Darüber hinaus ließen einige Befragte den Sexismus gar nicht an sich heran und distanzierten ihre Person klar von den gezeigten Handlungen. Andere Teilnehmende stellten klar die Fiktion der Serie heraus, wodurch diese nicht auf die Realität oder gar ihr eigenes Leben übertragbar wäre. Abgesehen davon verziehen manche Befragte den Charakteren schlichtweg das Verhalten, weil sie eine emotionale Bindung zu ihnen aufbauten und sie in Schutz nahmen. Dazu kam, dass für manche der Sexismus neben anderen Handlungen in der Serie einfach unterging und deshalb nicht bewusst als negativ wahrgenommen wurde. Verschiedene Theorien fanden in Teilen Anwendung, jedoch konnte keine die Strategien der Teilnehmenden in ihrer Gänze abbilden.