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Selektionskriterien im Wissenschaftsjournalismus am Beispiel der Nanotechnologie

Für Rezipienten ist die massenmediale Kommunikation über wissenschaftliche Erkenntnisse oftmals die einzige und wichtigste Quelle solcher Informationen. Mit der Auswahl und Darstellung von Wissenschaftsthemen kommt den Wissenschaftsjournalisten damit eine wichtige Aufgabe zu. Doch nach welchen Kriterien werden wissenschaftliche Themen ausgewählt? Das Konzept der Nachrichtenwerte, bisher vor allem im Bereich der politischen Kommunikation angewandt, bietet einen Ansatz für die Identifikation von Selektionskriterien im Journalismus. Die zentrale Forschungsfrage dieser Arbeit lautet: Lassen sich auch im Wissenschaftsjournalismus Nachrichtenfaktoren nachweisen und wenn ja, welche sind das? Die Ergebnisse von Leitfadeninterviews mit 21 deutschen Wissenschaftsjournalisten verschiedener Medien zeigen, dass sich einige der „klassischen“ Nachrichtenfaktoren in diesem Ressort wiederfinden. Themen sollten vor allem neu und relevant sein sowie einen Anwendungsbezug für die Leser haben. Weiterhin spielen die Faktoren Aktualität, Spannung, Überraschung, wissenschaftlicher Durchbruch, regionale Nähe und Kontroverse eine Rolle. Dabei werden zwischen den Mediengattungen Print und Fernsehen sowie auch zwischen tagesaktuellen und wöchentlich erscheinenden Medien unterschiedliche Prioritäten gesetzt. Erwartbar, war Visualität besonders für Fernseh-Journalisten von Bedeutung. Zusätzlich zeigte sich, dass auch das persönliche Interesse der Wissenschaftsjournalisten ihre Themenauswahl beeinflusst.