„Weil es Menschen gibt, die behaupten, Frau Merkel würde bei uns anrufen und sagen, was wir schreiben sollen – deswegen gehen wir gerade in die Schulen überall, um euch als Schülern zu sagen, dass das nicht stimmt.“ Mit diesen Worten leitete SZ-Journalist Dirk von Gehlen seinen Schulbesuch im Rahmen der Aktion #journalistenschule ein. Dabei sind 2018 mehr als 100 Journalist*innen an Schulen gegangen, um über ihre Arbeit zu sprechen und Medienkompetenz zu stärken. Die über 8000 Schüler*innen, die die Aktion 2018 erreicht hat, und diejenigen, die 2019 folgten, stellen allerdings nur einen Bruchteil der deutschlandweiten Gesamtschüler*innenzahl von rund 11 Millionen dar. Alle übrigen sollten Medienkompetenz durch schulische Bildung vermittelt bekommen.
Gleichzeitig wirft die aktuell geführte Debatte um die sogenannte Journalismuskrise die Frage auf, inwieweit Schulen im Bereich Medienkompetenz dieser Aufgabe nachkommen (können). Ein möglicher Zusammenhang zwischen der Journalismuskrise und der schulischen (Aus-)Bildung stand im Zentrum dieser qualitativ-empirischen Forschungsarbeit. In Schulen als den zentralen Bildungseinrichtungen der modernen Gesellschaft, denen durch die Ausweitung von Nachmittagsunterricht und Ganztagsangeboten eine noch größere Rolle als in früheren Zeiten zufällt, wird der Grundstein sowohl für die Rezeption von medialen Botschaften als auch für das Verständnis ihrer Entstehung und ihrer Verbreitung gelegt.
Um diese Frage genauer zu beleuchten, wurde eine qualitativ-empirische Fallstudie am Beispiel des bayerischen Schulsystems durchgeführt. Dazu wurden insgesamt zehn Interviews mit Lehrer*innen aus den drei meistbesuchten weiterführenden Schulformen – Mittelschule, Realschule und Gymnasium – sowie mit anderen im Bildungssystem tätigen Personen geführt und ausgewertet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Thema Journalismus nur eine kleine Rolle im Schulalltag spielt. Der situationsbeschreibende Teil dieser Arbeit konnte anhand der Interviewausschnitte zeigen, wie Journalismus in Schulen besprochen wird und welche Hürden dem entgegenstehen. Im zweiten Teil wurden Parallelen zur sogenannten Journalismuskrise bzw. ihren beiden Teilbereichen aufgezeigt. Der Schulunterricht bietet damit einerseits einen möglichen Erklärungsansatz, weshalb journalistische Produkte gerade auch von dieser Zielgruppe immer weniger konsumiert werden. Andererseits ist im nahezu vollständigen Ausbleiben der Vermittlung von Hintergrundwissen über die Arbeitsweisen, Entscheidungs- und Kontrollmechanismen, die hinter fertigen Journalismusprodukten stehen, ein Ansatzpunkt zu sehen, wieso einer Glaubwürdigkeitsdebatte über den Journalismus in der Gesellschaft immer mehr Raum gegeben wird.