transfer 13(1) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Rundfunknutzung und Bewertung im besetzten Deutschland 1945-1949

Eine Analyse auf der Grundlage von Meinungsumfragen in der britisch besetzten Zone

Wer nutzte in der Besatzungszeit (1945-1949) den Hörfunk und welche Faktoren beeinflussten die Hörfunknutzung in der Besatzungszeit? Um diese Faktoren systematisch zu untersuchen, wird Rosengrens Modell der Determinanten der Mediennutzung mit Donsbachs Ebenen der Selektion zusammengebracht und auf die Besatzungszeit angewendet. Als Quellen nutzt die Arbeit Meinungsumfragen, die seit Juli 1946 von der Information Services Control Branch (ISC) der britischen Medienkontrollbehörde und später vom Public Opinion Research Office (PORO) bis zum Ende des Jahres 1949 durchgeführt wurden. Entsprechend der Reichweite dieser Quellen konzentriert sich die Arbeit auf die britische Besatzungszone.
Die Arbeit gelangt zu folgenden Ergebnissen: Die Rundfunknutzung war durch den Mangel an Rundfunkgeräten bestimmt. Der typische Rundfunkhörer war eher ein männlicher Stadtbewohner mit mittlerem Einkommen. Die wieder errichteten Sender erreichten vor allem ländliche Gegenden oft nicht. Rundfunk wurde meist am Abend im Kreis der auf engem Raum zusammenlebenden Familie gehört. Der Hörfunk übernahm schon in dieser Zeit eine Rolle als wichtiges Freizeit- und Unterhaltungsmedium.
Als Informationsquelle wurde von den Befragten jedoch häufiger das Medium Zeitung genannt. Dennoch ersetzte der Hörfunk gerade in der Anfangszeit der Besatzung für die Menschen Funktionen der Tageszeitung und bot der Gruppe, die besonders an Informationen orientiert war, als einziges tagesaktuelles Medium einen Überblick über das Weltgeschehen.