transfer 26(2) » Strategische Kommunikation

Risiko- und Krisenkommunikation am Beispiel der Covid-19-Pandemie

Eine Framing-Analyse der Kommunikation des Bundesministeriums für Gesundheit

Die Arbeit untersucht die Risiko- und Krisenkommunikation des Bundesministeriums der Gesundheit (BMG) am Beispiel der Covid-19-Pandemie. Es wird ein integratives Verständnis von Risiko- und Krisenkommunikation zugrunde gelegt und sich auf das strategische Framing des BMG auf verschiedenen Kommunikationskanälen fokussiert.

Das CERC-Phasenmodell (Reynolds & Seeger, 2005; Seeger et al., 2010) dient dabei zur Betrachtung der Kommunikation im Zeitverlauf. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich vom 27. Januar bis 31. Mai 2020. Analysiert werden krisenbezogene Beiträge des Ministeriums auf Twitter und der Website (n = 558). Darüber hinaus wird auch die BMG-bezogene Berichterstattung über Covid-19 der Online-Medien der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (faz.net) und der Süddeutschen Zeitung (sueddeutsche.de) untersucht (n = 405), um Aussagen über das Zusammenspiel der bereitgestellten Deutungsrahmen des Ministeriums und der Medien-Frames treffen zu können. Über eine quantitative Inhaltsanalyse werden im gesamten Untersuchungsmaterial deduktiv abgeleitete (Dan & Raupp, 2018) und induktiv ermittelte Frames manuell-holistisch erhoben.

Die Befunde zeigen, dass sich die Risiko- und Krisenkommunikation des Ministeriums auf die Kommunikation von Lösungen fokussierte. Dies spiegelt sich sowohl in den Framing-Strategien als auch in den beiden dominanten Frames wider, die zusammen über die Hälfte aller Frames des Ministeriums ausmachen. Mit dem Frame Regierungshandeln werden Maßnahmen sowie Lösungen der Regierung zur Eindämmung der Pandemie hervorgehoben und über den Handlungs-Frame Präventions- und Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung. Unterschiede in der Frame-Verwendung werden zwischen den Beiträgen auf Twitter und der Website sowie im Zeitverlauf sichtbar. Die Analyse der BMG-bezogenen Berichterstattung verdeutlicht, dass das BMG über den Bundesgesundheitsminister prominent in den Medienbeiträgen durchdringt. Die Zuspitzung der Krise geht mit einer hohen Medienaufmerksamkeit einher. Über den Untersuchungszeitraum zeigen sich in den Medienbeiträgen Veränderungen der präsenten Akteure sowie Frames. Ein Vergleich der Medien-Frames und der Frames des Ministeriums zeigt Unterschiede auf, so werden einzelne Frames unterschiedlich stark betont. In der Berichterstattung wird eine größere Frame-Vielfalt als in den BMG-Beiträgen sichtbar. Befunde zu einem Frame Alignment zwischen den Frames des BMG und den Medien-Frames sind nicht eindeutig (van der Meer et al., 2014).